Adlergleich durchs Leben
Wann haben Sie das letzte Mal einen Adler in echt gesehen? Könige, so wissen wir, zeigen sich ihrem Volk nur selten. So auch der König der Lüfte. Wer sich damit begnügt, diesem König und seinem den helvetischen Himmel bevölkernden Hofstaat aus zweiter Hand in einer Bild-Ton-Lichtshow zu begegnen, dem sei wärmstens empfohlen, das noch bis zum 23. November an die Fassade des Bundeshauses projizierte, mit musikalischen Vogelhits unterlegte fantastische Vogelkino zu besuchen.
Der Adler gilt quer durch alle Zeiten und Zonen als Symbol der Macht, der Erhabenheit und des Scharfblicks. In der christlichen Ikonographie steht er für den Evangelisten Johannes. Im Alten Testament wird der Mensch, der sich von Gott getragen und geführt weiss, an mehreren Stellen mit einem Adler verglichen. So etwa im Buch Jesaja (40,31), wo es heisst: „Die auf den Herrn harren, erhalten neue Kraft, dass sie auffahren mit Flügeln wie Adler.“
Adler haben eine faszinierende Art zu fliegen. Ohne Geflatter und bar jeder Anstrengung lassen sie sich von den Winden tragen, gleiten mit sicherem Instinkt für Strömung und Thermik majestätisch einher, lassen sich in die Höhe hieven oder setzen furchtlos zum Sturzflug an.
Verständlich also, weshalb der Adler in der Bibel für den Menschen steht, der sein Leben gegen alle Furcht und Angst von Gott getragen, geführt und begleitet weiss. Kommt dazu, dass der Wind im Alten- wie im Neuen Testament für die alles belebende und beflügelnde schöpferische Geistkraft Gottes steht. Möge auch uns ein tiefes Gottvertrauen adlergleich durch die Wechselwinde des Lebens tragen.