Adventliche Sehnsucht

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Eines der schönsten Adventslieder hat Friedrich Spee Mitte des 17. Jahrhunderts geschrieben: «O Heiland reiss die Himmel auf». Er hat bis dahin schon einige Jahre des Krieges miterlebt, der ganze 30 Jahre andauern sollte, und das grosse Elend, das ein Krieg über die Menschen bringt. Ausserdem erreichte in dieser Zeit die Zahl der Hexenprozesse ihren Höhepunkt und Friedrich Spee begleitete verurteilte Frauen und Männer als Seelsorger. Als einer der Wenigen begehrte er öffentlich gegen diese Prozesse auf und kämpfte vor allem gegen die unter Folter erzwungenen Geständnisse. Mit brachialer Wortgewalt ruft Friedrich Spee in diesem Lied aus dem himmelschreienden Unrecht, das er hautnah erfahren hat, Gott zu: «Wo bleibst du, Trost der ganzen Welt, darauf sie all ihr Hoffnung stellt?» Spee erträgt nicht länger die Schatten des Krieges und die der menschlichen Grausamkeiten. Seine Sehnsucht nach dem, was Weihnachten verspricht, nämlich Frieden auf Erden und Liebe statt Hass unter den Menschen, wird übergross.

Seine Worte haben leider nichts an Aktualität eingebüsst. Kriege, Unrecht und Leid überzieht die Welt auch noch heute. Die grosse Sehnsucht nach Liebe und Frieden ist geblieben. Sie ist gleichzeitig auch eine Quelle der Kraft. Ich denke daran, wie Spee es geschafft hat, aus dieser Sehnsucht heraus Widerstand gegen unmenschliche Prozesse zu leisten. Was für ein Vorbild! Ich hoffe, die adventliche Sehnsucht gibt auch vielen von uns die Kraft, daran zu glauben, dass sich der Himmel öffnen wird. Und dass wir – jeder einzelne von uns – dabei mithelfen kann, etwas vom Himmel auf die Erde zu holen.