Alles gut

Ein glückliches 2023 wünscht Ihnen die Bahnhofkirche!

Zum Anfang dieses neuen Jahres möchte ich meinen Blick nicht auf grosse Dinge richten, sondern auf zwei kleine Oasen im Kanton Zürich, die vielen Menschen guttun.

Die Flughafenkirche im Flughafen Zürich gibt es seit 25 Jahren. Seit der Eröffnung gehört ein interreligiös offener Raum der Stille zu ihrem Angebot.

Menschen verschiedener Religionen und Weltanschauungen aus allen Teilen der Welt nutzen ihn. Eine Kollegin hat im Anliegenbuch, das in dem Raum aufliegt, folgende Notiz entdeckt: „Viele Religionen, ein Raum, alles gut!“

Das bringt wunderbar auf den Punkt, was in der Flughafenkirche, aber auch bei uns in der Bahnhofkirche gelebt wird: Eine Vision im Kleinen von Offenheit, Toleranz und friedfertigem Nebeneinander.

Hier in der Bahnhofkirche muss ich manchmal staunen, welch völlig unterschiedliche Menschen den Raum der Stille gemeinsam nutzen. Die traditionelle Katholikin, die eine Kerze anzündet, der alleinstehende junge Mann ohne Arbeit, der seinen Gedanken nachhängt, die Frau aus Sri Lanka, die in der Bibel liest, der muslimische Tourist, der sein Gebet in Richtung Mekka verrichtet, der Obdachlose, der mit all seinen Taschen und Säcken dasitzt und Ruhe sucht. Und im Normalfall geht dies absolut friedlich nebeneinanderher. Nicht nur viele Religionen, sondern viele Menschen nutzen die Oasen im Bahnhof oder Flughafen.

Alles gut? Nein, das wäre dann doch zu viel behauptet. Denn die Schwierigkeiten im Leben vieler der Besucher:innen werden hier ja nicht einfach gelöst, genauso wenig wie die Konflikte, die es leider weiterhin zwischen Religionen, Staaten und Menschen gibt. Aber immerhin: Vieles ist gut, wenn es uns gelingt, solche Orte zu schaffen und zu pflegen. Sie ermöglichen Momente, in denen man es dann doch so empfindet: Jetzt gerade ist alles gut!

Abb: Bahnhofkirche Zürich, Raum der Stille. Foto: Manuela Matt