Aufbrechen
«Amen, amen, ich sage euch: Wenn das Weizenkorn nicht in die Erde fällt und stirbt, bleibt es allein; wenn es aber stirbt, bringt es reiche Frucht.» (Joh 12,24)
Diesen Text aus dem Johannesevangelium lese ich immer wieder als Herausforderung. Nun ist mir ein Text von Dom Hélder Câmara in die Hände gefallen, der mich dieses Zitat besser verstehen lässt. Beim Lesen des Gedichts sehe ich ein keimendes Samenkorn vor meinem inneren Auge.
«Aufbrechen heisst,
sich auf den Weg machen,
alles lassen,
aus sich herausgehen,
die Kruste des Egoismus zerbrechen,
die uns in unser Ich einsperrt.
Aufbrechen heisst aufhören,
sich um sich selbst zu drehen,
als wären wir allein der Mittelpunkt
der Welt und das Leben.
Aufbrechen heisst,
sich nicht einschliessen
in die Probleme der kleinen Welt,
zu der wir gehören.
Der Mensch ist viel grösser.
Aufbrechen heisst immer aufbrechen,
aber nicht Kilometer fressen,
Meere überqueren oder
Überschallgeschwindigkeit erreichen.
Es heisst vor allem
Sich öffnen für die anderen,
als Geschwister
sie finden
und ihnen begegnen.»