Auferstehung mit dem Tod vor Augen
Gerne habe ich die Frau zum Gottesdienst von Zuhause abgeholt. Das Gehen macht ihr Mühe, immer wieder auf fremde Hilfe angewiesen zu sein auch. Sie wird älter und die Kräfte lassen nach. Das geht allen so, nur können jüngere es leichter von sich weisen. – Und dann im Gottesdienst im Pflegeheim das Thema Auferstehung. Wie predigt man Menschen Auferstehung, die klarer als andere den Tod vor Augen haben. Und nicht nur sie wüssten gerne, wie’s nachher weiterginge – so konkret und deutlich – wie wir uns das Gegenteil des ewigen Lebens, also Verdammnis und Hölle, ausmalen können, geht es nicht. Geht’s deshalb nicht, weil wir in Dimensionen geraten, die nicht einfach nur ein Fortschreiben dessen, was wir kennen, erlauben? Ist es das ganz Andere, das auch die Grenzen unserer Fantasie transzendiert? Paulus vergleicht dieses Neue mit dem Weizenkorn, das in die Erde fällt und stirbt, sterben muss, damit Neues, nämlich Halm, Ähre und Frucht entstehen. Tod – ist so nicht einfach nur als Ende beschrieben, sondern als ein Prozess grundsätzlicher Veränderung: Aus dem Gestorbenen entsteht etwas ganz Neues. Die Jünger und Jüngerinnen damals machten mit Jesus diese Erfahrung – vertraut und doch ganz fremd, ganz fremd und doch vertraut.
Unser Weg führt durch den Tod hindurch. Es gibt keinen Ausweg, Ich muss alles loslassen, was ich habe. Das ist ein Prozess, dem wir uns alle stellen müssen, und je älter wir werden, desto radikaler wird es. Loslassen, alles verlieren, den Tod erfahren in seiner härtesten Form. – Unausweichlich – Aber – so meint Paulus, das ist nicht alles: Dieses Ende zu sehen ist eines, das, was von Gottes Seite herkommt, zu erwarten, das ist die andere Seite der Medaille. Sich ganz in Gottes Hand fallen zu lassen – jetzt und dann, das ist wohl die Kunst. Nicht ganz einfach – aber es lohnt sich. Im Korintherbrief (Kap. 15) schreibt er: So verhält es sich mit der Auferstehung: Gesät wird in Vergänglichkeit, auferweckt wird in Unvergänglichkeit. Gesät wird in Niedrigkeit, auferweckt wird in Herrlichkeit. Gesät wird in Schwachheit, auferweckt wird in Kraft.
Unser ehemaliger Kollege, Pfarrer Rolf Diezi, ist den Weg, den er hier beschrieben hat nun gegangen. Wir erinnern uns mit seinem Weg-Wort aus dem Jahr 2010 dankbar an ihn.
Rolf Diezi
31. 7. 1954 bis 3. 4. 2023