Aufmerksam und fürsorglich
Die peruanische Krippe aus Silber, die zurzeit in der Kapelle der Bahnhofkirche zur Betrachtung einlädt, löst bei Besucherinnen und Besuchern unterschiedliche Reaktionen aus. Viele begegnen ihr mit Staunen und Neugier darüber, wie in einem uns fremden Kulturkreis die Weihnachtsszene gestaltet wird. Andere werden buchstäblich nicht so richtig «warm» mit der Krippe: Die Machart und das Material lassen sie eher kalt und distanziert erscheinen.
Tatsächlich trägt die Fertigungsart mit den dünnen geformten, geprägten und verlöteten Metallblechen zu einer statischen und schematischen Erscheinung der Figuren bei. Im Detail betrachtet entdecke ich in dieser Krippe allerdings durchaus Ausdrucksstarkes.
Mir ist das Gesicht des Josef aufgefallen. Es zeigt sich mir ein bärtiger Mann, an dem die Spuren des Schicksals erkennbar sind, und der mit seinen geschlossenen Augen eine grosse Innerlichkeit und Ruhe ausstrahlt. Das passt gut zu den Beschreibungen von Josef in den Evangelien: Hier gilt er als ein besonnener Mann mit Gerechtigkeitssinn, gut verbunden mit seiner Intuition und aufmerksam auf seine innere Stimme.
Josef hörte auf seine Träume und war zugleich alles andere als ein Träumer. Der Bauhandwerker wusste zuzupacken und ohne Zögern zu handeln. Er erkannte die Gefahr für seine Familie und floh mit ihr nach Ägypten. Seine Feinfühligkeit stand ihm dabei nicht im Weg. Im Gegenteil: Durch sie konnte er klar sehen und richtige Entscheidungen treffen. An Weihnachten feiern wir Gottes Ankunft. Dazu gehört für mich auch, dass menschliche Macht sich wie bei Josef mit fürsorglicher Aufmerksamkeit verbindet. Das ist womöglich die entscheidende Voraussetzung für den so sehr ersehnten Frieden.