Aus Papier und Kerzenlicht – und tiefer Seelenschicht
Die hier abgebildete Krippendarstellung begleitet mich seit frühester Kindheit. Sie gehörte zur Ausstattung unserer weihnächtlich geschmückten Stube. Es handelt sich um nichts anderes als Transparentpapier, gehalten von einem schwarzen Kartonrahmen, hinter das man eine Kerze stellt. Für mich als Kind war das ein Wunder: Das milde Licht, die geheimnisvolle Nachtstimmung, das Leuchten des Sterns.
Deshalb stelle ich die Krippe immer noch auf, am Heiligen Abend. Das Transparentpapier weist inzwischen eine angesengte Stelle und ein paar Fettflecken auf. Aber noch heute vermag das Bild in mir diese kindliche Gläubigkeit zu wecken. Darüber muss ich staunen.
Ich denke, das hat mit der Atmosphäre zu tun. Da sind einfache Menschen ohne Reichtum und Einfluss. Und auch Kinder haben ihren Platz – wie ich eines war. Man ist beieinander in einem kargen Raum. So entsteht trotz der ungemütlichen Kälte des offenen Stalls Geborgenheit. Und ganz im Mittelpunkt das Neugeborene. Ein Wunder!
Und in diese ärmliche Stallwelt dringt etwas Grosses und Fremdes ein: Der Lichtschweif des Sterns. Etwas aus der unendlichen Sphäre des Himmels, den ich als Kind jeweils andächtig bestaunte. Etwas aus einer anderen Wirklichkeit, das in dem Jesuskind unsere Welt erreicht.
Meine kindliche Ergriffenheit lässt sich nicht bis ins Letzte erklären. Sie hat mit der tiefen Sehnsucht nach Geborgenheit, Heil und Erfüllung zu tun, die wohl in jedem Menschen schlummert. Mit seelischen Tiefenschichten, die wir mit dem Verstand nicht erreichen. Ich bin froh, diese Qualität von Weihnachten zu kennen.
Ihnen wünsche ich eine lichtreiche Weihnacht – mit dem Kind im Stall, mit dem Kind im Herzen.
Foto: Privat