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Im Team
Wir sind eine Familie, in der viel gespielt wird. Kartenspiele, Würfelspiele, Brettspiele stapeln sich gut geordnet in drei Schränken. Freunde, die zu uns kommen, kommen gewöhnlich zu Spielerunden. Ich mag am Spielen das Gemeinsame, das Verbindende, das Lustige und Gesellige. Das gemeinsame Spielen hat aber eine Seite, die mir unangenehm ist. Es gibt beim Spielen Gewinner und Verlierer. Vielleicht ist es für die Verlierer gar nicht so schlimm, aber ich bedauere es immer, wenn jemand, der mit mir am Tisch sitzt, verliert, besonders wenn jemand mehrmals verliert. Zu oft bringt uns Wettbewerb in Stress. Ich sehe es mit Bedauern, wenn Eltern ihre Kinder in die Konkurrenz treiben mit Sätzen wie:…
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Den Opfern eine Stimme geben
«Wo ist dein Bruder Abel?», fragt Gott Kain, nachdem dieser Abel umgebracht hat. Und als Kain der Frage ausweichen will, doppelt er nach und sagt: «Was hast Du getan? Das Blut deines Bruders erhebt die Stimme und schreit zu mir.» Gott gibt damit dem Opfer von Gewalt eine Stimme, weil das Opfer selbst nichts mehr sagen kann. Er macht seine stummen Schreie hörbar und lässt nicht locker, damit der Täter nicht einfach so weitermachen kann wie bisher. Er fragt nicht nach den Ursachen, die zur Tat geführt haben. Nicht danach, was man vielleicht ändern müsste, damit so etwas nicht mehr vorkommt. Gott fragt zuerst: Wo ist deine Schwester? Wo ist…
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Staunen über die Schöpfung
Wie zahlreich sind deine Werke, Gott.Du hast sie alle in Weisheit gemacht,die Erde ist voll von deinen Geschöpfen. Psalm 104, 24 Vorsicht, Naturfilme können süchtig machen! Bei mir jedenfalls ist das so. Neulich wollte ich nur mal kurz in die BBC-Serie «Unser Planet 2» reinschauen und schon war es um mich geschehen.Die Dokumentation führt durch ein ganzes Jahr und zeigt, welche riesigen Wanderbewegungen die Jahreszeiten in der Tierwelt auslösen. Natürlich gibt es im gesprochenen Text auch wissenschaftliche Erklärungen, aber es sind die atemberaubend schönen Aufnahmen, die mich in Bann ziehen. Die Grauwalkuh, die mit ihrem neugeborenen Kalb tausende von Kilometern nach Norden zieht, weil sie dort Nahrung findet. Die Lachse,…
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Im Bahnhof erlebt
«Wenn ich an unserer Welt verzweifle, denke ich an die Ankunftshalle des Flughafens Heathrow. Es wird behauptet, dass wir in einer Welt von Hass und Habgier leben, doch das stimmt nicht. Im Gegenteil, mir scheint, dass wir überall von Liebe umgeben sind. Oft zeigt sie sich weder glanzvoll noch spektakulär, aber sie ist da: Väter und Söhne, Mütter und Töchter, Ehepaare, frisch Verliebte, alte Freunde.» Mit diesen Worten – von einer Stimme aus dem Off gesprochen – beginnt der englische Film «Love actually». Man sieht dazu lauter Menschen, die sich zur Begrüßung um den Hals fallen, und denkt: hinter jeder dieser Begrüßungen steckt eine Geschichte. Der Bahnhof ist ein Ort voller Leben. Wir lassen Menschen,…
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Du darfst
Dann pflanzte Gott ein Garten und setzte den Menschen hinein.Er sprach: «Von allen Bäumen des Gartens darfst du essen.Aber vom Baum der Erkenntnis von Gut und Böse darfst du nicht essen.» aus 1. Mose 2 Wenn ich im Sommer und Herbst in der Natur unterwegs bin, lachen mich Beeren und Früchte in allen Farben an. Der Überfluss ist so gross, dass gar nicht alles geerntet werden kann.Warum also nicht einfach mitnehmen, wozu ich Lust habe, wenn es sonst eh auf den Boden fällt und verdirbt? Doch halt! Ich kann nicht wissen, ob ein Baum jemandem gehört, der diesen noch abernten will. Einfach davon zu nehmen wäre also Diebstahl. Die Ernteaktion…