-
Gewürze
Gewürze geben unserer Nahrung Pfiff. Pfeffer, Muskat, Zimt, Nelken und manche mehr finden heute selbstverständlich Verwendung beim Kochen und Backen, und wir kaufen sie für wenige Franken im Supermarkt. In früheren Zeiten waren die orientalischen Gewürze rar und kostbar. Sie geniessen zu dürfen war damals Privileg und Statussymbol. Für sie zahlte man hohe Summen, nahm beschwerliche Reisen auf sich, und der Handel mit ihnen versprach reichen Profit. Die Bedeutung der Gewürze wurde mir auf meiner Indienreise deutlich, als wir nach Thekkady im Bergland von Kerala kamen. Unter anderem besuchten wir dort einen Gewürzgarten und sahen, wie der Pfeffer wächst, nämlich als Kletterpflanze, die sich an anderen Bäumen emporrankt, wir betrachteten…
-
Das grosse Ja
Für die Reihe von Gastbeiträgen unter dem Motto «Gott, wie ich ihn/sie sehe» hat unser Seelsorger Jürgen Rotner folgenden Beitrag geschrieben: «Gott ist das, worüber hinaus nichts Grösseres gedacht werden kann.» Anselm von Canterbury versuchte im 11. Jahrhundert mit dieser Definition Gottes Existenz zu beweisen und wurde dafür verschiedentlich kritisiert. Mich fordert dieser Satz seit dem Studium heraus: Wie gross kann ich denken? Wo mache ich Gott wegen der Grenzen meiner Vorstellungskraft kleiner? Forschungen der Physik inspirieren mich. Das James-Webb-Weltraumteleskop blickt wie nie zuvor in die Tiefen des Alls und verschiebt den Horizont des Erkennbaren. Am CERN werden mit den Teilchenbeschleunigern immer kleinere Bausteine der Materie gefunden. In beide Richtungen…
-
Fraktale Welt
Heute wäre der Mathematiker Benoît Mandelbrot hundert Jahre geworden. Er wurde in Warschau geboren, verbrachte den Grossteil seines Lebens in Frankreich und den USA und verstarb 2010. Er beschäftigte sich mit mathematischen Problemen der Physik, der Finanzwelt und der Chaosforschung. Weitum bekannt wurde er durch die nach ihm benannte Mandelbrotmenge. Diese wird berechnet, indem die Ergebnisse einer bestimmten Gleichung wiederholt in diese einsetzt werden. Wenn die Werte nicht anwachsen, werden sie schwarz dargestellt, anderenfalls eingefärbt. So entsteht das charakteristische «Apfelmännchen». Programme für die Berechnung und Darstellung gibt es auch online, etwa «mandelbrot.site». Das Faszinierende an der Mandelbrotmenge sind ihre Ränder, die nicht glatt sind, sondern kleine Ausbuchtungen enthalten, die selbst…
-
Woher komme ich?
Als soziale Wesen sehnen sich Menschen nach Verbundenheit und Zugehörigkeit. Eine vorrangige Stellung nimmt die Familie ein, und das Wissen um die eigene Herkunft und um die Vorfahren kann zu einem bedeutenden Teil der Identität werden. Ein viel verwendetes Hilfsmittel bei der Erforschung der Herkunft ist www.familysearch.org. Die für alle kostenlos zugängliche Website unterstützt Menschen dabei, ihre Familiengeschichte zu erkunden. Hinter diesem Dienst steht ursprünglich ein religiöses Anliegen. Die Mitglieder der «Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage», die oft «Mormonen» genannt werden, waren in Sorge um das Seelenheil ihrer nichtmormonischen Ahnen und versuchten deshalb, möglichst viel über sie herauszufinden. Zu diesem Zweck wurde heute vor 130 Jahren die…
-
Schein oder Sein
Können Katzen meditieren? Diese Haustiere strahlen im Vergleich zu anderen häufig eine Ruhe und Gelassenheit aus, die es so aussehen lässt, dass sie in tiefem Frieden mit sich selbst und in einem meditativen Zustand sind. Die Frage begegnete mir in einem ganz anderen Zusammenhang. Im Oktober bereiste ich Südindien und bewunderte in Mamallapuram, einem Ort an der Westküste, das in hellen Granit gehauene gewaltige Steinrelief, das «Herabkunft der Ganga» und auch «Arjunas Busse» genannt wird. Es zählt zum UNESCO Weltkulturerbe und enthält weit über hundert Figuren. Aus einer natürlichen Einbuchtung in der Mitte wurde der Fluss Ganges gestaltet, links davon sieht man den asketischen Arjuna, wie er auf einem Bein…