• Die rettende Gabe

    Der heilige Nikolaus wird in Kirchen oft als Bischof abgebildet, der in einer Hand ein Buch hält, auf dem drei goldene Kugeln oder Äpfel liegen. Diese Darstellung geht auf folgende Legende zurück: Ein mittelloser Witwer hatte drei Töchter, die ins heiratsfähige Alter gekommen waren. Er war ganz verzweifelt, denn er hatte ihnen keinerlei Mitgift anzubieten, mit der sie hätten einen Bräutigam finden und heiraten können. So sah er keinen anderen Ausweg, als die drei jungen Frauen in die Sklaverei oder – noch schlimmer – in die Prostitution zu verkaufen. Irgendwie erfuhr der noch junge Nikolaus, der damals weder wohlhabend noch Bischof war, von diesem traurigen Vorhaben. Es liess ihm keine…

  • Schön, streng, liebevoll

    Strahlender Sonnenschein lockte mich am Sonntag nach draussen: Beim Spaziergang durch die prachtvolle Winterlandschaft blickte ich staunend über glitzernde weisse Felder, entdeckte Bäume, deren Äste sich von der Schneelast bis zum Boden neigten, und das alles wurde auf dem Hintergrund des kräftig blauen Himmels noch erhabener. Andere Menschen waren ebenfalls draussen unterwegs und genossen die wärmende Sonne und die weisse Pracht. In diesem Moment schien die Welt ganz von einer friedvollen Stimmung eingehüllt zu sein. Schnee ist höchst erstaunlich, obwohl er aus nichts als Wasser besteht. In grosser Höhe beginnt dieses an winzigen Partikeln zu kondensieren und aufgrund der Kälte zu gefrieren. Es wachsen mikroskopische Kristalle mit sechseckiger oder sechsstrahliger…

  • Tage der Menschlichkeit

    Mit dem heutigen Tag beginnt meteorologisch gesehen der Winter, und das Wetter hat uns pünktlich einen Vorgeschmack davon beschert. Für die meisten Kinder wird vermutlich noch viel wichtiger sein, dass sie heute das erste Türchen ihres Adventskalenders öffnen dürfen, und das von nun an täglich bis der Heilige Abend kommt. Die vorweihnachtliche Tradition des Adventskalenders hat ihren Ursprung in Hamburg. Es soll im Jahr 1839 gewesen sein: Das «Rauhe Haus», eine Stiftung für arme Kinder, war gerade sechs Jahre alt geworden, und ihr Leiter Johann Hinrich Wichern war immer wieder von Jungen und Mädchen bestürmt worden, wann denn nun endlich das Weihnachtsfest da sein wird. Von Tagen und Wochen hatten…

  • Mittendrin

    «Die Fische eines Flusses sprachen zueinander: ‹Manche sagen, dass unser Leben vom Wasser abhängen soll. Was ist denn dieses Wasser? Wir haben niemals Wasser gesehen.› Einige waren klüger als die anderen und antworteten: ‹Draussen im Meer soll ein Fisch leben, der alle Dinge weiss. Lasst uns zu ihm schwimmen und ihn bitten, dass er uns das Wasser zeigt.› Eine Gruppe machte sich also auf in Richtung Meer. Schliesslich fanden sie den weisen Fisch und brachten ihm ihr Anliegen vor. Der alte Fisch hörte sie an und sagte dann: ‹Wie soll ich euch Wasser zeigen? Ihr bewegt euch ja darin und lebt darin. Aus dem Wasser kommt ihr, im Wasser endet…

  • Aus der Stille schöpfen

    Inzwischen ist der Achtsamkeitskurs, den ich besucht habe, zu Ende. Regelmässig übten wir dort, in der Stille zu meditieren, und wir verbrachten in der Stadtoase Zürich sogar einen ganzen Tag im Schweigen. Ein paar der Teilnehmenden berichteten, dass es ihnen schwerfiel, über solch einen Zeitraum mit niemandem in Kontakt zu kommen und auf ihr Smartphone zu verzichten. Als ein eher introvertierter Mensch hat mir der Achtsamkeitstag durchaus gefallen, und Zeit mit mir allein tut mir oft gut. Zugleich beobachte ich, wie die Stille andererseits auch etwas Beunruhigendes hat, dem ich auf alle möglichen Weisen zu entfliehen versuche, etwa mittels des Radios oder sozialen Medien. Was macht es mir manchmal so…