Bahnhofvorstand ade!
Das heutige Gast-Weg-Wort unter dem Motto «Am Hauptbahnhof erlebt» stammt von Martin Krapf, der als Bahnhofvorstand gearbeitet hat.
Ich bin Eisenbahner aus Überzeugung und war es schon als Kind. Wir wohnten in Rapperswil direkt an der Goldküstenlinie. Ich war sehr interessiert an allem, was auf den Gleisen an unserem Haus vorbeifuhr. Ausserdem habe ich Freude an Sprachen. So habe ich im April 1976 im Bahnhof Schmerikon meine Lehre als Bahnbetriebsdisponent begonnen.Was ist aus dem damaligen Traumberuf Bahnhofvorstand geworden?
Zu Beginn meiner Berufstätigkeit mochte ich dessen Vielseitigkeit: Fahrkartenverkauf und Beratung, Fahrdienstleitung, Fracht abfertigen, notfalls sogar rangieren! In einem Dorf mit Bahnhof war der Bahnhofvorstand eine wichtige Person. Heute sind viele Bahnhöfe nicht mehr persönlich bedient. Signale und Weichen werden von einer Zentrale aus ferngesteuert. So bin ich im Oktober 2015 im Reisezentrum im Hauptbahnhof Zürich gelandet, wo ich bis zu meiner Pensionierung vor etwas mehr als einem Jahr arbeitete. Leider ist die Arbeit stressiger geworden. Manchmal hätte ich mir gewünscht, einfach nur ein simples Billett Zürich-Bern retour zu verkaufen. Aber das müssen heute die Bahnkunden selbst erledigen. Im Reisezentrum bleiben die schwierigeren Fälle, die wir möglichst schnell lösen sollen, denn die Warteschlange ist lang.
Während der Arbeitspausen bin ich oft ein Stockwerk tiefer in die Bahnhofkirche gegangen. Es war schön einfach da zu sitzen und die Ruhe und die Stille zu geniessen und auf Gott zu hören. Die Idee einer Bahnhofkirche fasziniert mich, seit ich als Jugendlicher die Bahnhofkirche in Roma Termini entdeckte. Deshalb freut es mich, dass ich nun als Freiwilliger im Empfang der Bahnhofkirche Zürich eine Aufgabe habe.