Bergsturz
Seit über einem Monat ist Brienz GR abgeriegelt. Nur in wenigen Ausnahmefällen dürfen Menschen das Dorf und die umliegenden Gebiete betreten. Das alles, weil der Berg oberhalb des Bündner Ortes abzurutschen droht. Neugierige können mit einem online Livestream den bröckelnden Berg im Auge behalten und in Echtzeit dabei zusehen, wie Schutt und Steine den Hang hinunterpoltern. Bei mir wird allerdings eine etwaige Sensationslust von sehr viel Mitgefühl mit den Einwohnerinnen und Einwohner von Brienz ausgehebelt. Es muss schrecklich sein, das eigene Zuhause auf unbestimmte Zeit oder vielleicht sogar für immer zu verlieren.
Welch unglaubliche Gewalt ein Bergsturz haben kann, wurde uns vergangenes Wochenende im Silvrettamassiv gezeigt, wo mit dem Fluchthorn ein ganzer Gipfel abgebrochen und talabwärts gestürzt ist. Glücklicherweise kam dabei niemand zu Schaden. Für mich sind diese geologischen Ereignisse, die einen schauernd staunen lassen, immer auch ein Sinnbild dafür, dass nichts in unserer Welt Bestand hat. Selbst die Berge, die so unverwüstlich erscheinen, sind der Vergänglichkeit preisgegeben.
Während ich dieses Weg-Wort schreibe, schaue ich erstmals in den Livestream und kann dabei zusehen, wie ein Teil der sogenannten Insel abbricht und wegrutscht. Dabei kommen mir die folgenden Worte vom Propheten Jesaja in den Sinn, die für uns alle gelten: Berge mögen einstürzen und Hügel wanken, aber meine Liebe zu dir wird nie erschüttert, und mein Friedensbund mit dir wird niemals wanken. Das verspreche ich, der HERR, der sich über dich erbarmt! (Jes 54, 10)