Berührbar werden

«Nein, Nein, und nochmals Nein!» Petrus ist ganz ausser sich. Gerade hat sein Meister das Obergewand abgestreift, sich die Ärmel hochgekrempelt und ein Leinentuch umgebunden, eine Schüssel mit Wasser gefüllt und begonnen, den verdutzten Jüngern am Abendmahlstisch die Füsse zu waschen. Es will Petrus nicht in den Kopf: Wie kann sich sein Herr und Meister so herablassen und Sklavenarbeit verrichten. Und als er an die Reihe kommt, sträubt er sich und erwidert: «Niemals sollst du mir die Füsse waschen!»

Fusswaschung
Lucas Cranach der Ältere stellt die Fusswaschung in einem Passionszyklus dar. Quelle: Wikimedia Commons.

Die Füsse sind im buchstäblichen Sinn die niedrigsten unserer Körperteile und erhalten oftmals wenig Aufmerksamkeit. Den Tag hindurch schützen und verstecken wir sie zumeist in allerhand Schuhwerk, und wenn wir einmal barfuss unterwegs sind, dann setzen wir sie dem Staub und dem Dreck aus. Mit den Füssen sind wir heikel. Es braucht Vertrauen, sich von jemand anderem dort berühren zu lassen, und nicht selten müssen wir dafür erst einmal unsere eigene Scham überwinden. Dabei wäre es eigentlich so etwas Wohltuendes, sich die Füsse pflegen und massieren zu lassen.

Vermutlich hat bei der Weigerung des Petrus, welcher der Wortführer der Apostel und ein impulsiver und tatkräftiger Mann war, neben der Selbsterniedrigung seines Meisters auch die Scham mitgespielt, sich von Jesus an diesem geringgeachteten Ort seines Körpers berühren zu lassen. Jesus beharrt auf der Fusswaschung, und hier kommt mir folgende Botschaft entgegen: Lasst euch berühren, zeigt euch und berührt einander, gerade auch dort, wo ihr euch schämt, wo ihr selbst am liebsten nicht hinsehen würdet. Ist das Unangenehme überwunden, dann wird es wohltuend und heilsam. Auch darin besteht der Mut der Nachfolge, der so viel verändert in unserem Miteinander.