beschwingt

Vor einer Woche besuchte ich in Bremen eine Kirche in der Innenstadt und war überrascht, dass im von Stühlen leergeräumten Chorraum jemand auf einer Schaukel saß und sich hin- und herschwang. Mein Blick folgte den langen Seilen nach oben, wo sie in Löchern in der Decke verschwanden. Offenbar war die Schaukel im Dachboden sicher aufgehängt.

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Ich zögerte zuerst selbst zu schaukeln. Denn ich habe verinnerlicht, dass man sich in einer Kirche ruhig verhalten soll. Am besten sitzt man nur still da. Und wenn man umhergeht, dann langsam und bedächtig. Ich stellte aber fest, dass die Leute, die schaukelten, die andächtige Atmosphäre in der Kirche nicht störten. Im Gegenteil: Die Freude der Schaukelnden im Chorraum schien auch den Menschen zu gefallen, die einfach nur still im Kirchenschiff saßen.

Bewegungsloses Stillsitzen ist nicht die einzige Möglichkeit der Kontemplation, sonst wären Menschen, die damit nicht zurechtkommen, von einer kontemplativen Gottesbegegnung ausgeschlossen. Die Schaukel ist für mich eine Einladung, sich in der Kirche auch in einer Bewegung auf die Suche nach Gott zu machen, so wie das draussen in der Natur viele Menschen beim Pilgern tun. 

«Nehmen Sie den Segen, den Sie Sich erschaukelt haben, mit in den Tag!», sagte eine Frau zu mir, die sich nach mir auf die Schaukel setzte.