Broken-Escalator-Phänomen

Hier im Hauptbahnhof gibt es viele Rolltreppen. Die Menschen nutzen sie erfahrungsgemäss ziemlich gerne. Hin und wieder aber fallen sie aus. Tritt man auf eine stehende Rolltreppe, löst das ein komisches Gefühl aus. Man kommt ins Wanken oder Straucheln, manchen Rolltreppennutzern wird sogar schwindelig. Was da passiert trägt den Namen „Broken-Escalator-Phänomen“.

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Grund dafür ist ein kleines Durcheinander im Zusammenspiel zwischen unserem deklarativen und prozeduralen Gedächtnis. Im deklarativen Gedächtnis werden Fakten und Ereignisse verarbeitet, die bewusst erinnert und ausgedrückt werden können. Also: Rolltreppe steht. Im prozeduralen Gedächtnis hingegen liegt das Wissen, das nicht bewusst erinnert oder verbalisiert wird. Dazu zählen Fertigkeiten wie Gehen, Schuhe binden und eben auch Rolltreppe fahren. Betreten wir eine Rolltreppe, gibt das prozedurale Gedächtnis die Anweisung, dass bestimmte Muskelgruppen angespannt werden, um das Gleichgewicht zu halten. Steht die Rolltreppe, erkennen wir dies zwar, aber es läuft im prozeduralen Gedächtnis trotzdem das Programm wie bei der rollenden Treppe. Daher entsteht das oben beschriebene seltsame Gefühl.

Ich finde es unglaublich faszinierend, was unser Gehirn und unser Körper tagtäglich leisten, ohne dass wir dem viel Beachtung schenken müssen. So eine kleine Irritation auf der Rolltreppe zeigt mir wieder, dass ich mich viel öfter an die Worte aus Psalm 139 erinnern sollte: «Herr, ich danke dir dafür, dass du mich so wunderbar und einzigartig gemacht hast! Großartig ist alles, was du geschaffen hast – das erkenne ich!» (Ps 139, 14)