Brot und Rosen

Sie sei müde und fühle sich sehr unter Druck, all die notwendigen Dinge im Alltag zu leisten, um für sich und andere zu sorgen. Dies sagte mir neulich eine Person im Gespräch. Und sie fügte hinzu: «Der Mensch lebt doch nicht nur vom Brot!» Da stimmte ich ihr zu und meinte: «Neben dem Brot braucht der Mensch manchmal auch Rosen.»

Bild von congerdesign auf Pixabay

Es ist eine Grunderfahrung und zugleich eine tiefe Weisheit: «Der Mensch lebt nicht vom Brot allein.» Im Matthäusevangelium ist es die erste Aussage überhaupt, die wir aus dem Mund Jesu vernehmen. Beim erwähnten Gespräch kam mir neben der Bibel auch ein Lied aus der amerikanischen Protestbewegung in den Sinn. Zuerst ein Slogan bei Frauenstreiks 1911/12 wurde «Bread and Roses» seit Mitte der 70er Jahre zu einem vielfach interpretierten Song. Die letzte Strophe lautet übersetzt so:

«Wenn wir zusammen geh‘n, kommt mit uns ein bessrer Tag.
Die Menschen die sich wehren, wehren aller Menschen Plag.
Zu Ende sei, dass kleine Leute schuften für die Grossen!
Her mit dem ganzen Leben: Brot und Rosen!»

Das Brot steht für das, was wir für das reine Überleben benötigen. Die Rosen symbolisieren die oft immateriellen Freuden, die ein Funkeln in unser Leben bringen. Das können tatsächlich Blumen sein, oder Kunst, Musik und Tanz, auch soziale Kontakte und Freundschaften oder noch ganz etwas Anderes.

Das Brot und die Rosen sind nicht selbstverständlich. Manchmal müssen sie erstritten sein wie damals durch die streikenden Frauen. Und Rosen können wir nur empfangen, wenn wir uns selbst als so wertvoll ansehen, dass wir Raum und Zeit für sie schaffen. Welches sind die Rosen in Ihrem Leben?