Clown oder Engel

In diesen Tagen bin ich sehr beschäftigt: Viel Arbeit, viel Privates, das endlich angegangen werden sollte. Die Agenda ist übervoll. Immer kommt schon der nächste Termin, die nächste Aufgabe.

Deshalb hat mir der folgende Text gutgetan, auf den ich nach längerer Zeit wieder gestossen bin. Er stammt von dem Berner Pfarrer und Schriftsteller Kurt Marti:

«Immer nur flüchtig erscheint das Besondere am Rand des Alltäglichen: just im Augenblick, da du abfährst, ans Telefon geholt wirst oder vor Arbeit nicht weisst, wo dir der Kopf steht –
Sekunde, Flügelschlag, aus! Hättest du später dann Zeit, so bleibt es weg. Nie will es erwartet sein. Unvermutet erscheint es, dir ungelegen, stets ungeduldig: jetzt oder nie! Also fast nie. Die Ordnung der Pflichten bleibt undurchlässig für diesen Clown oder Engel.»

Jetzt oder nie! Ich wünsche mir und Ihnen, dass der Clown oder Engel des Besonderen uns den einen und vielleicht auch anderen kleinen Streich spielt, in dieser Advents- und Weihnachtszeit. Uns aus dem «Jetzt muss ich aber noch…» und «Morgen darf ich nicht vergessen…» herauskitzelt ins Jetzt-oder-nie.
Und dass wir in diesem Clown den göttlichen Engel, im Engel aber auch den göttlichen Clown erkennen können… und das Gestern und Morgen für den Augenblick vergessen.

Text: Marti, Kurt, Werkauswahl in fünf Bänden. München: Nagel & Kimche, 1996
Abb: Paul Klee, Schellen-Engel, 1939. Quelle: Wikimedia Commons