Damaskuserlebnis
Viele christliche Kirchen gedenken morgen den Aposteln Petrus und Paulus. Die Lebensläufe beider Apostel können vor allem auch auf den zweiten Blick eindringliche Botschaften vermitteln.
Paulus beispielsweise hat Jesus Christus nie persönlich kennengelernt. Er begegnete ihm nicht irgendwo zwischen Nazareth und Jerusalem, sondern einige Zeit nach Jesu Tod und Auferstehung, als Paulus gerade nichtsahnend auf dem Weg nach Damaskus war. Jesus offenbarte sich ihm als glänzende Lichterscheinung, was Paulus wortwörtlich aus dem Sattel haute. Er, der bis anhin als Feind der Christen galt und sogar aktiv an ihrer Verfolgung beteiligt gewesen sein soll, konnte ganz klar die Stimme Jesu vernehmen, die zu ihm sprach: «Saul, Saul, warum verfolgst du mich?» (Apg 22,7) Dieses Erlebnis hat Paulus erschüttert, durchgeschüttelt, wachgerüttelt und zu einem anderen Menschen gemacht. Er begriff plötzlich, wer Jesus war und konnte nicht anders, als ihm sein restliches Leben zu widmen.
Ich mag die Geschichte von der Bekehrung des Paulus, weil sie Glaubenssätze wie «Menschen ändern sich nicht» Lügen strafen. Das Damaskuserlebnis beweist das Gegenteil, nämlich dass in jedem Menschen das Potential zu grosser Veränderung steckt. Für mich bedeutet das auch, offen zu bleiben für andere und Bilder oder Urteile, die ich mir von meinen Mitmenschen gemacht habe, immer wieder zu revidieren. Auf diese Weise zeige ich nicht nur Respekt vor dem Lebensweg anderer Menschen, sondern bekenne gleichzeitig, dass Gott für jeden und jede von uns ein Damaskuserlebnis bereithalten kann.