Danach kräht (k)ein Hahn
Viele Redewendungen und andere geflügelte Worte, die wir täglich verwenden, haben ihren Ursprung in der Heiligen Schrift, zum Beispiel auch diese: Danach kräht kein Hahn. Ganz aktuell und passend zur Karwoche! Diese Wendung bezieht sich auf eine Szene, die sich zwischen Jesus und seinem Jünger Simon Petrus abspielt. Als Jesus andeutet, welches Schicksal ihm droht, sagt der Jünger aus tiefster Überzeugung, dass er dazu bereit sei, sein Leben für Jesus hinzugeben. Doch Jesus prophezeit, was kurze Zeit später auch geschehen sollte: «Amen, ich sage dir: In dieser Nacht, ehe der Hahn kräht, wirst du mich dreimal verleugnen.» (Mt 26,34) Und tatsächlich: als Jesus gefangen genommen wird und die Menschen in Petrus einen seiner Jünger erkennen, knickt er ein und findet nicht die Kraft, zu Jesus zu stehen. Er leugnet, Jesus zu kennen, und – so beschreibt es der Evangelist – «gleich darauf krähte ein Hahn» (Mt 26,74).
Der Hahnenschrei betont die Dimension dessen, was passiert ist. Er hebt die Grösse und Wucht des Versagens hervor. Der Hahn wird zum Symbol der menschlichen Schwäche; gleichzeitig aber auch der Reue, der Umkehr und der Vergebung. Schliesslich wissen wir wie Petrus reagiert, als er erfasst, was er getan hat: «Er weinte bitterlich» (Mt 26,75). Aus dieser Reue und der Vergebung durch Jesus erwächst eine unglaubliche Kraft, die mit dazu beiträgt, dass Petrus nach Jesu Tod und Auferstehung ohne Furcht in die Welt hinauszieht, die frohe Botschaft predigt und Jahre später sein tödliches Schicksal annehmen kann. Vor Gott zählt sein Versagen nicht mehr, es wurde zu etwas, wonach kein Hahn mehr kräht. So darf uns jeder Hahnenschrei daran erinnern, dass auch wir mit Situationen in unserem Leben, mit denen wir hadern, versöhnlich umgehen dürfen. Umkehr ist möglich, Petrus hat es uns vorgemacht.