Das Leben geht weiter

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Manche Erlebnisse aus meinem Berufsalltag als Seelsorgerin blieben mir besonders in Erinnerung. Dazu zählt auch eine ergreifende Abdankung, der ich vor einigen Jahren vorstehen durfte. Ein Familienvater war gestorben. Den Schmerz, den die Angehörigen und Freunde des Verstorbenen durchlitten, war beim Trauergespräch und wenige Tage später auf dem Friedhof greifbar. Viele Tränen sind bei der Abschiedsfeier geflossen. Es gab zahlreiche liebevolle Umarmungen und rührende Beileidsbekundungen. «Ich weiss gar nicht, wie ich ohne ihn weiterleben soll», sagte die verwitwete Ehefrau damals zu mir.

Vor kurzem hat mich eine Nachricht erreicht, über die ich mich sehr gefreut habe. Ins Leben der Frau ist nach Jahren der Trauer wieder ein Mann getreten. Ich finde es einfach schön, dass sie einen neuen Partner gefunden hat und spüren kann, dass das Leben weitergeht. Und damit meine ich nicht, dass es sein wird wie vorher. Nein, die Narben und der Schmerz über den Verlust, die bleiben. Doch es geht weiter. Anders als gewollt, aber dennoch schön.

Das Leben geht weiter – eigentlich mochte ich diese Aussage bis anhin nicht so gern. Sie erschien mir oft zu schnell dahingesagt. Aber nun habe ich eine andere Perspektive darauf. Denn eigentlich bringt dieser Satz einen zutiefst christlichen (Auferstehungs-)Gedanken zum Ausdruck. So wie uns ein Leben nach dem Tod versprochen ist, soll es auch Freude nach Traurigkeit, Licht nach Dunkelheit, Liebe nach Enttäuschung, Gemeinschaft nach Einsamkeit geben. Kleine «Auferstehungsmomente» für jeden von uns.