Das schönste Christkind
Wer hat das schönste Christkind gemalt? Die Frage ist rein rhetorisch, ich weiß. Wir sehen die Dinge eh nicht, wie sie sind, sondern wie wir sind. Insofern wird jede und jeder dasjenige Christkind am schönsten und berührendsten empfinden, das dem eigenen Inbild, Wunschbild und Erinnerungsbild am meisten entspricht. Für mich ist es das von Hans Holbein d.J. 1526 in Basel geschaffene Christkind der «Darmstädter Madonna», einem Gemälde von überweltlicher Schönheit und Innigkeit.
An Weihnachten bestaunen wir ein Kind. Christen betrachten diesen Winzling und versuchen, etwas von Gott zu verstehen. Auch wer sich für a-religiös erklärt, lässt sich anrühren von diesem Anblick. Vielleicht erwacht dabei das eigene innere Kind mit seinen innersten Sehnsüchten, Wünschen und Hoffnungen.
Gemeinhin bedenken wir Menschen unser „Sein zum Tode“ intensiver als unser „Sein von Geburt“. Dabei ist unsere Inkarnation auf diesem winzigen Himmelskörper am Rande einer von Milliarden Galaxien doch eines der größten Rätsel und Geheimnisse überhaupt. Wer sind wir? Woher kommen wir? Wohin gehen wir? Wozu sind wir da? Geheimnisse über Geheimnisse. Wunder über Wunder.
So auch und insbesondere die Inkarnation Gottes auf Erden in einem Kind, im Jesuskind.
Die Weihnachtgeschichte erzählt: Gott wird geboren wie alle Kinder, ein Neuling unter den Bedingungen irdischer Existenz, nackt und bloß wie jedes Menschenkind. Nur dass auf ihm die Verheißung ruht, uns die Augen dafür zu öffnen, wozu wir bestimmt, wer und was wir ursprünglich, eigentlich und wesenhaft sind: Geschöpfe des Himmels! Kinder Gottes! Aus seiner Liebe ins Leben gerufen, um darin ein Vertrauen zu finden, das alle Verschattungen und Finsternisse unseres Daseins zu überhoffen und zu überlichten vermag.