Der Diwan
Ich habe an dieser Stelle schon zweimal von unseren syrischen Nachbarn erzählt. Sie leben im gleichen Quartier wie wir, und wir wissen, dass sie mit fünf Kindern in einer Wohnung leben, die den gleichen Grundriss, wie unsere hat, und die wir mit unseren drei Kindern oft als beengt empfunden haben.
Ich habe mich manchmal gefragt, wie es ihnen wohl gelingt, Platz für sieben Menschen und all ihre Sachen auf 110 Quadratmeter Wohnfläche zu schaffen. Ich habe es mir voll vorgestellt, voller als bei uns mit all unseren Büchern, dem vielen Geschirr, den Schränken, die mit Kleidung gefüllt sind.
Gestern wurde ich abends spontan von ihnen eingeladen und bin nach dem Gang durch die Eingangstür in eine andere Welt eingetaucht. Die Familie hat sich in ihrer neuen Heimat einen Teil ihrer alten Heimat Syrien geschaffen.
Ich kam in ein Wohnzimmer, in dem gleich zwei breite, ausladende Sofas eine gesamte Wandlänge einnehmen. Ein drittes Sofa stand vor dem Fenster im rechten Winkel dazu. Vor dem einen Sofa stand ein Tisch und das war das ganze Mobiliar im Wohnzimmer. Ich konnte sehen, dass in einem Nebenzimmer nochmals ein grosses Sofa stand.
Die Wohnung atmet Gastfreundschaft. Der Begriff, der orientalischen Gastfreundschaft hat für mich eine Gestalt bekommen. Ein Wohnzimmer, dessen Möblierung nur aus Sofas besteht, hat nur eine Botschaft und die muss man nicht erklären. Auf einem der Sofas sassen schon Gäste, ich habe mich dazugesetzt und mich wohl und willkommen gefühlt.
Ich habe für einen Moment ernsthaft überlegt, ob ich bei uns ein Möbelstück durch ein Sofa ersetzen sollte. Aber das ist gar nicht nötig. Bei uns finden um den grossen Esstisch auch viele Menschen Platz.