Der Duft des Advents

Ich habe nicht mehr viele Erinnerungen an meine ersten vier Primarschuljahre. Das hängt wohl damit zusammen, dass wir als Familie danach an einen anderen Ort gezogen sind.

Als ich mehr als vierzig Jahre später wieder in der Nähe war, habe ich beschlossen, mein altes Schulhaus zu besuchen. Es war schon später Nachmittag. Keine Kinder weit und breit. Das Gebäude war mir vertraut. Trotzdem habe ich gezögert, das Gebäude zu betreten.

Bild Wikimedia

Vorsichtig öffnete ich die Tür und blieb im Treppenhaus stehen. In den vielen Jahren hatte ich den Geruch meines Schulhauses vergessen. Aber jetzt merkte ich: es roch noch immer wie früher. Ich atmete tief ein, und eine Flut von Erinnerungen überwältigte mich. Ich stand einfach da und liess die Bilder der Kindheit an mir vorbeiziehen. Der Eindruck war so stark, dass ich gar nicht mehr das Bedürfnis hatte, mein ehemaliges Klassenzimmer zu sehen.

Dieses Erlebnis hat mir gezeigt, dass ein Geruch das, was über Jahre in Vergessenheit geraten war, innerhalb von Sekunden wieder hervorholen kann.

Mit dem Advent kommt eine Zeit, in der besondere Düfte allgegenwärtig sind. Die herbstlichen Düfte von Marroni, Magenbrot und gebrannten Mandeln werden erweitert um den Duft von Bienenwachskerzen, von Mandarinenschalen, von Lebkuchen, von Tannenzweigen, von Glühwein, von Weihnachtsguetsli und vielem mehr. Alle diese Düfte sind Erinnerungsautobahnen in die Kindheit.

Ich wünsche allen Erwachsenen, dass sie mit Hilfe dieser Düfte unbefangen wie Kinder auf Weihnachten zugehen können.