Der Geist weht

Quelle: pixabay

Als Kind war ich fasziniert davon, meinem Vater beim Windsurfen zuzuschauen. Ich fand es toll, wie er mit seinem Surfboard übers Wasser flitzte. Das wollte ich auch können! Mit zehn oder elf Jahren bekam ich dann von meinen Eltern ein Kindersegel geschenkt und durfte endlich selbst aufs Wasser. Mein Vater, geduldig wie immer, war mein Lehrer. Er zeigte mir, wie man richtig auf dem Surfbrett steht und mit dem Segel umgehen muss. Und dann sagte er einen Satz, der wahrscheinlich der wichtigste war: «Du kannst alles richtig machen – Brett, Segel, Haltung. Aber den Wind, den kannst du nicht machen. Du musst lernen, ihn zu spüren und dich von ihm tragen zu lassen.»

Diese Erinnerung kommt mir in den Sinn, wenn ich an Pfingsten denke, an das Fest des Heiligen Geistes. Jesus sagt: «Der Wind weht, wo er will» (Joh 3,8). Wir können ihn nicht machen. Nicht herbeizwingen. Aber wir können offen sein für ihn. Empfänglich. Bereit, uns tragen zu lassen. Das haben auch die Jüngerinnen und Jünger getan, damals in Jerusalem, als der Heilige Geist mit einem Brausen vom Himmel kam. Er erfüllte sie mit Mut und Hoffnung und gab ihnen eine neue Sprache. Der Geist wehte – und veränderte alles. Er schuf Gemeinschaft, wo vorher Angst war. Bewegung, wo Starre herrschte. Glaube, wo Zweifel war.

Und heute? Heute wirkt der Geist oft leiser, unscheinbarer. Vielleicht in einem Gespräch, das mich aufrüttelt. In einem Lied, das meine Seele berührt. In einem Moment tiefer Ruhe, mitten im Chaos. Der Geist weht, wo er will – auch in mir, auch jetzt. Ich muss ihn nicht zwingen. Ich darf mich ihm anvertrauen, wie damals mit meinem Kindersegel auf dem Mittelmeer. Pfingsten ist mehr als ein Fest. Es ist eine Einladung, innerlich das Segel zu setzen – und zu vertrauen, dass Gottes Geist auch in meinem Leben weht. Nicht immer so, wie ich es erwarte. Aber immer so, dass neues Leben möglich wird.