Der Kommende

In vielen weihnachtlichen Liedern kommt der Partikel «O» vor; «O Tannenbaum» zum Beispiel oder «O du fröhliche». Und heute, genau sieben Tage vor Weihnachten, geht es in einer uralten liturgischen Tradition erst recht mit den «Os» los. Im Abendgebet, der Vesper, werden nämlich bis am 23. Dezember die sogenannten O-Antiphonen gebetet. Jesus wird in diesen Gebeten jeden Tag mit einem anderen messianischen Namen, alle aus dem Alten Testament stammend, angerufen. O Weisheit, O Herr, O Wurzel Jesse, O Schlüssel Davids, O Morgenstern, O König der Völker, O Immanuel. Heute Abend klingt das dann wie folgt: «O Weisheit, hervorgegangen aus dem Munde des Höchsten – die Welt umspannst du von einem Ende zum andern, in Kraft und Milde ordnest du alles: o komm und offenbare uns den Weg der Weisheit und Einsicht.» Die Betenden rufen nach Christus, der die Weisheit Gottes ist. Und nach seiner Hilfe, den richtgen Weg zu finden und zu erkennen, worauf es wirklich ankommt

O komm – dieser Ruf erklingt nicht nur in der ersten Antiphon, sondern in allen sieben. Die Gebete bringen so eine grosse Sehnsucht zum Ausdruck; die Sehnsucht, dass Weihnachten nicht nur die Gedenkfeier eines weit zurückliegenden Ereignisses bleibt, sondern dass sich Weihnachten aufs Neue ereignet, indem sich Gott uns Menschen auf viele Arten zeigt, als Morgenstern, als König, als Immanuel (Gott mit uns)… Ich wünsche Ihnen und uns allen, dass wir in der letzten Woche vor Weihnachten unserer Sehnsucht nach Gott Raum geben können und fest darauf vertrauen, dass er kommen wird.