Der Mut der Frauen

Ich staune über den Mut der Frauen im Iran. Seit Wochen begehren sie couragiert auf gegen die Repressionen der Regierung. In ihren Protesten werden sie von zahlreichen Männern unterstützt, die gemeinsam mit den Frauen für Freiheit, Gleichberechtigung und Demokratie kämpfen und auf die Strassen der iranischen Städte gehen. «Mittlerweile haben auch die Männer gemerkt, dass ihre Freiheit erst durch die Freiheit der Frauen ermöglicht wird», erklärte kürzlich Hamid Hosravi, der an der Uni Zürich Persisch lehrt, in einem Gespräch mit der NZZ.

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Als Zeichen der Befreiung legen viele Iranerinnen ihre Kopftücher ab. Manche verbrennen sie sogar, um so gegen die strenge Kleiderordnung zu demonstrieren, die für Frauen im Iran seit der islamischen Revolution 1979 gilt. Ich frage mich hin und wieder, ob ich den Mut dieser Menschen hätte. Erst kürzlich berichteten verschiedene Medien darüber, dass im Iran das erste Todesurteil gegen einen Protestteilnehmer verhängt wurde. Wie gross muss der Durst der Menschen nach Freiheit und Gerechtigkeit sein, dass sie bereit sind, im äussersten Fall sogar das eigene Leben zu opfern?

Das Verbrennen des Kopftuchs ist zum symbolträchtigen Zeichen des Widerstands geworden. Gleichwohl möchte ich dafür werben, nicht zu glauben, dass Freiheit und Gleichberechtigung am Kopftuch allein hängen. Auch eine Frau, die aus tiefer Glaubensüberzeugung Kopftuch trägt, kann frei sein. Entscheidend ist vielmehr, ob sie sich selbst und aus freien Stücken dazu entschliesst, eines tragen zu wollen oder nicht. Das wünsche ich den Frauen im Iran von ganzem Herzen. Möge ihr Mut belohnt werden.