Die entscheidende Zutat

Der lutherische Theologe Dietrich Bonhoeffer leistete dem nationalsozialistischen Regime schon Anfang 1933 Widerstand und wurde ein mutiges Mitglied der Bekennenden Kirche. Das Einstehen für seine Überzeugung brachte ihm seit 1940 ein Rede- und Schreibverbot, dann die Verhaftung und am 9. April 1945 die Hinrichtung im Konzentrationslager Flossenbürg.

Dietrich Bonhoeffer mit Konfirmanden, März 1932; Quelle: Wikimedia Commons
Dietrich Bonhoeffer mit Konfirmanden, März 1932; Quelle: Wikimedia Commons

Als Bonhoeffer ab Oktober 1933 für eine Weile in London Pfarrer zweier deutschsprachiger Kirchgemeinden war, predigte er zum Hohelied der Liebe (1 Kor 13), das so beginnt: «Wenn ich mit Menschen- und mit Engelzungen redete und hätte der Liebe nicht, so wäre ich ein tönendes Erz oder eine klingende Schelle.» Bonhoeffer weist hin auf «die Möglichkeit, mit der wir nicht gerechnet hatten, dass auch unsere heiligsten Worte unheilig, gottlos, gemein werden können – wenn ihnen das Herz fehlt, wenn sie ohne Liebe sind». Weiter heisst es im Hohelied der Liebe: «Und wenn ich prophetisch reden könnte und wüsste alle Geheimnisse und alle Erkenntnis und hätte allen Glauben, sodass ich Berge versetzen könnte, und hätte der Liebe nicht, so wäre ich nichts.» Und Bonhoeffer schliesst daraus: «Erkenntnis, Wissen, Wahrheit ohne Liebe ist nichts, sie ist nicht Wahrheit – denn Wahrheit ist Gott und Gott ist Liebe – darum ist Wahrheit ohne Liebe Lüge.»

Die beiden kurzen Zitate aus der Predigt lassen uns erkennen, woher die Klarheit und Kraft von Dietrich Bonhoeffers Widerstand kamen. Sein Ja zur Liebe war kompromisslos. Von ihr, die ihre Quelle in Gott hat, liess er sich leiten im Reden und Tun, auch während seiner Gefangenschaft. Für Bonhoeffer ist Liebe die entscheidende Zutat für jedes Leben; oder nochmals mit seinen Worten: «Wir sind nur nach einem gefragt, ob wir Liebe haben oder nicht.»