Die rechte Spannung

Ferien! Alles hinter sich lassen. Ab ans Meer, oder hinauf in die Berge. Die einen suchen Entschleunigung und Stille, andere Abwechslung und Action. Für alle aber bleibt „Ferien“ ein Zauberwort. Jeden Sommer neu bricht der Strom der Ferien- und Sonnenhungrigen auf zu anderen Ufern. Staus auf den Strassen, Gedränge auf Bahnhöfen und Flughäfen. Das aber hält nur wenige davon ab, das Weite zu suchen, aufzubrechen, um endlich wieder einmal auszubrechen aus Alltagstritt und Arbeitstrott. „Tapetenwechsel“, „andere Luft schnuppern“, „die Seele baumeln lassen“! Ferien, der aufatmende Ausbruch aus Pflicht, Druck und Erwartung. 

Unser Dasein vollzieht sich im Spannungsfeld von Tun und Lassen, Anspannung und Entspannung, Arbeit und Musse. Unser Körper macht es uns unmissverständlich vor vom ersten bis zum letzten Atemzug, im unablässigen Wechselspiel von Einatmen und Ausatmen. Wird dieser Rhythmus zu sehr gestört, ist der Mensch verstört, fällt seelisch und körperlich aus dem Gleichgewicht. Er fühlt sich ausser Atem, ausser Kraft, gestresst, krank. 

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Wie kann es uns gelingen, das Gleichgewicht zwischen Anstrengung und Erholung auch im fordernden Alltag zu leben und zu behalten? Der Buddha hat die Antwort auf diese Frage eines Jüngers einmal in ein eindrückliches Gleichnis gegossen: „Wann, lieber Freund, erklingt auf der Sitar der richtige Ton? Spannst du die Saite zu wenig, dann bricht der Ton. Spannst du sie zu sehr, dann bricht die Saite. Erst die rechte Spannung erzeugt den richtigen Ton. So gehe und halte in allen Dingen die rechte Balance.“

Die Sprüche der Weisen wollen nicht allein gehört, sie wollen gelebt sein. Tun wir es? Tun wir es!