Die Wirklichkeit hinter meiner Pizza
Kürzlich bin ich mit dem Betreiber einer Pizzeria mit Hauslieferdienst ins Gespräch gekommen. Er erzählte mir, wie schwierig es jetzt für ihn sei: An einem Tag werde sein Laden schier überrannt, am nächsten sei gar nichts los. Es sei definitiv nicht mehr so wie vor der Pandemie. Ein grosses Problem stelle die Personalplanung dar. Nach den ersten Lockerungen der Massnahmen habe er seine Mitarbeitenden wieder grosszügig eingeplant. Aber dann hätten sie teilweise gar nichts zu tun gehabt. Jetzt sei er vorsichtig geworden, was wiederum an manchen Abenden zu Überbelastungen führe. Dann seien die Kund:innen genervt, weil die bestellte Pizza zu spät komme. Aber er müsse doch jede Person bezahlen, die er zur Arbeit aufbiete. Am schwierigsten sei diese Ungewissheit, ob er langfristig überleben werde.
Und am Ende unseres Gesprächs hat er mir ein Bier spendiert…
Das grosse Aufatmen, das nach der Aufhebung der besonderen Lage zu spüren ist, sollte einen nicht täuschen: Für viele ist die Krise nicht vorbei. Manche Menschen leben in grösster Ungewissheit. Sie stehen unter permanentem Druck. Mich beschämt es fast, wie selbstverständlich ich in eine Pizzeria gehe und erwarte, dass man mir eine breite Auswahl bietet, die dann bitte auch noch günstig zu sein hat und mit tadellosem Service geliefert wird. Ich, der ich genauso selbstverständlich erwarte, dass mein Gehalt am Ende des Monats auf dem Konto ist.
Und dazu kriege ich noch ein Bier spendiert…
Foto: Matteo Orlandi, 2020. Pixabay. https://pixabay.com/de/photos/pizza-k%c3%bcche-pizzeria-lebensmittel-5275191/