Durchgang
Wir kommen von Ostern her, von der Feier der Auferstehung des Jesus.
Eine frühe, prächtige und hoffnungsstarke Darstellung dessen, was Auferstehung bedeuten kann, findet sich in der Apsis der Kirche San Clemente in Rom. Es handelt sich um ein Mosaik aus dem 12. Jh.
Im Zentrum ist ein schwarzes Kreuz zu sehen. An ihm hängt Jesus.
Was aber hat das mit Auferstehung zu tun? Sind wir da nicht eher beim Karfreitag?
Die Künstler, die das Mosaik geschaffen haben, haben beides zusammen gesehen. Wir haben es mit einer frühen Darstellung des Kreuzes als Baum des Lebens zu tun. Denn an seinem Fuss wächst üppig eine farnähnliche Pflanze. Neues Leben! Und dieses Lebenszeichen rankt sich in alle Richtungen. Nach oben, nach rechts und links. Es füllt die gesamte Apsis und verbindet so die anderen Figuren in dem Mosaik, Menschen und Tiere.
Die Botschaft: Aus dem Tod Jesu strömt mächtiges Leben, das alle und alles verbindet.
Auf dem schwarzen Kreuz sind weisse Tauben zu erkennen. Das erinnert mich an das Gleichnis von Jesus über das Reich Gottes. Er sagt, dieses Reich sei wie ein Senfkorn, das gesät wird. Es wächst und wird ein grosser Baum. In dessen Zweigen werden sich Vögel niederlassen und nisten. Ein Ort der Geborgenheit und des Neuanfangs!
So ist das Kreuz hier nicht einfach Zeichen des Todes, sondern ein Zeichen des Durchgangs. Dem Schwarz des Todes steht das Weiss des Lichts gegenüber. Und der Pfahl der Hinrichtung wandelt sich zum Ursprung neuen Lebens.
Abb: Kreuz als Lebensbaum, Basilica San Clemente, Apsis, Detail, 12. Jh, Rom. Foto: Rita1234, 2006. Wikimedia Commons