Ein Holzbrett
Unsere diesjährige Krippe zeigt den Sternenhimmel. Auch ist das Städtchen Bethlehem zu sehen, Josef, Maria und das Kind. Und dann sind da die Hirten und die drei Könige. Tiere sehe ich keine. Die Hirten sind nicht von Schafen umringt, da ist auch kein Kamel bei den drei Weisen, und im Stall ist weder Ochs noch Esel zu finden. Dafür ist da ein Holzbrett zu sehen!
«Der Ochse kennt seinen Besitzer und der Esel die Krippe seines Herrn; Israel aber hat keine Erkenntnis, mein Volk hat keine Einsicht.» (Jes 1,3)
Aufgrund dieser Bibelstelle bei Jesaia findet man in vielen Weihnachtsdarstellungen Ochs und Esel bei der Heiligen Familie. Ochs und Esel erkennen das Wesentliche, während Israel «ein Brett vor dem Kopf» hat? Hat der Künstler daher zum Brett gegriffen?
Der Künstler, so scheint mir, zeigt mit seiner Krippe viele kleine Details. Und wir können viel sehen, bestaunen, interpretieren. Mir kommt in diesem Brett die Aufforderung entgegen, das Brett, das wir manchmal vor dem Kopf haben, an der Krippe zurückzulassen. Wir sind eingeladen, mit offenen Augen und mit offenem Herzen dem Kind zu begegnen. Die Bedürftigkeit des Kindes begegnet uns täglich, in uns selber und in unseren Mitmenschen. Wenn wir uns, den Menschen und der ganzen Schöpfung mit Liebe und Offenheit begegnen, dann haben wir das Brett wirklich an der Krippe zurückgelassen. Dann können wir die Liebe, die Verheissung, die Hoffnung von Weihnachten in die Welt tragen.