Einander tragen
Anfang der Woche durfte ich auf einer Tagung in Bremen sein. Beim Stadtrundgang konnten wir natürlich auch die Bronzestatue der Bremer Stadtmusikanten bestaunen, die zu einem der Markenzeichen der Hansestadt geworden sind. Schon seit den 1950er Jahren können Esel, Hund, Katze und Hahn vor dem Bremer Rathaus bewundert werden.
Mir ist aufgefallen, dass die Vorderläufe des Esels ganz abgegriffen und viel glänzender als das restliche Material sind. Eine schnelle Recherche ergab: Glück soll es bringen, den Esel an dieser Stelle anzufassen, was ganz offensichtlich viele Menschen machen.
Man muss noch nicht mal abergläubig sein, um zu erkennen, dass das Glück wohl gerade in dem liegt, was die Bremer Stadmusikanten tun. Alle vier sind alt, werden deshalb von ihren Besitzern verstossen und sind somit dem Tode ausgeliefert. So erzählen es die Gebrüder Grimm in ihrem Märchen. Aber weil die vier zusammenhalten, das Elend und die Bedürftigkeit des je anderen erkennen und sich mit ihren Ressourcen und Besonderheiten einbringen, sich füreinander stark machen und gute Pläne aushecken, können sie gemeinsam ihr Schicksal ab- und sich dem Leben neu zuwenden.
Mir ist dazu eine Stelle aus dem Galaterbrief in den Sinn gekommen. Paulus schreibt da: «Helft einander, eure Lasten zu tragen. So erfüllt ihr das Gesetz, das Christus uns gibt.» (Gal 6,2) Ich finde, dass diese Botschaft nie an Aktualität und Brisanz verliert, gerade auch im Hinblick auf das Elend, das viele Menschen in unserer Welt durchleben müssen. Einander zu helfen und zu erkennen, dass es miteinander einfacher geht, ist immer ein guter Weg.