Eine Liebesgeschichte

Der Schauspieler Ernst Ginsberg hat in seinen Lebenserinnerungen geschrieben, jeder Weg zum Glauben sei im Innersten eine „Liebesgeschichte zwischen Gott und dem Menschen“. Und der Apostel Paulus fragt im Brief an die Römer: „Wer will uns scheiden von der Liebe Christi?“, um dann zu antworten, dass nichts «[…] uns zu scheiden [vermag] von der Liebe Gottes, die in Christus Jesus ist, unserem Herrn.“ (Römerbrief 8, 35 – 39).

Paulus hat Jesus aus Nazareth nie gesehen. Er konnte also nicht direkt von den Worten oder Heilungen des Lehrers ergriffen werden und ihm nachfolgen, wie andere. Er hat erst später zum Glauben an Christus gefunden. Er schreibt in seinen Briefen sehr vorsichtig davon, spricht von einer Offenbarung des Auferstandenen, die er erlebt habe. Offensichtlich kann er diese Erfahrung mit Worten nur ungenügend ausdrücken. Eines jedoch wird deutlich: Paulus ist so davon berührt worden, dass sich sein Leben zutiefst verändert hat. Es ist zu einer «Liebesgeschichte mit Gott» geworden.

Umso erstaunlicher, dass der oben erwähnte Text aus dem Römerbrief nicht einfach ein schwärmerisches Liebeslied ist. Da wird auch von Angst, Verfolgung und Gefahr berichtet. «Wer will uns scheiden von der Liebe Christi? Bedrängnis, Not oder Verfolgung? Hunger oder Blösse? Gefahr oder Schwert?“ (Römerbrief 8, 35). Paulus schreibt hier von Dingen, die er selbst erlebt hat. Sein Leben war geprägt von Krankheit. Und als Verkünder des Glaubens wurde er verfolgt, misshandelt und ins Gefängnis geworfen. Vor solchem Hintergrund schreibt er von der untrennbaren Liebe Christi. Offenbar ist sie für ihn so wirklich, so spürbar und stark, dass sie Angst, Gefahr und Leid durchbricht.

Abb: Berufung des Paulus. Ikone aus der Pauluskirche Damaskus. Foto: Ingrid Penner