Eingeschnappt
Ist es Ihnen schon einmal passiert, dass sie sich selbst ausgesperrt haben? Manche Türen fallen leicht ins Schloss und lassen sich nur mit dem Schlüssel wieder öffnen. Sollte das Schloss eingeschnappt sein und der Schlüssel noch drinnen liegen, dann steht man ziemlich hilflos da. Und ist nicht irgendwo ein anderer Schlüssel hinterlegt, dann bleibt einem wohl nichts übrig, als den Schlüsselservice kommen zu lassen.
Wir Menschen haben auch so einen Schnappschloss-Mechanismus. Es kann passieren, dass uns etwas «in den falschen Hals kommt», was eine andere Person sagt: Der «Laden geht uns runter», wir verschliessen uns und sind «eingeschnappt». Vermutlich haben wir diesen Zustand alle schon mehr als einmal am eigenen Leib erfahren. Er kann schnell wieder verfliegen oder über längere Zeit anhalten, und er hat seine Ursache darin, dass unser Unterbewusstsein die Worte mit schlimmen Erfahrungen aus früherer Zeit in Verbindung bringt.
Die Bergpredigt fordert mit folgernder Aussage heraus: «Wenn du deine Opfergabe zum Altar bringst und dir dabei einfällt, dass dein Bruder etwas gegen dich hat, so lass deine Gabe dort vor dem Altar liegen; geh und versöhne dich zuerst mit deinem Bruder, dann komm und opfere deine Gabe!» (Mt 5,23f) Jemanden, der eingeschnappt ist, nicht sich selbst überlassen und mit ihm in Kontakt bleiben, hat offenbar Vorrang – sogar vor dem Gottesdienst!
Aber wie geht Versöhnung? Das Erste ist wohl, selbst nicht auch einzuschnappen, sondern aufmerksam zu sein und nachzufragen, was die Worte ausgelöst haben. Einiges wird sich dann als Missverständnis entpuppen. Verständnis zeigen für die wunden Punkten des anderen und von den eigenen erzählen, sind nicht zu unterschätzende Beiträge für heilsames Miteinander.