Eins zu hundert Millionen
Kürzlich habe ich mein in die Jahre gekommenes Schulwissen aufgefrischt und mich mit der Entstehung des menschlichen Lebens beschäftigt.
In einem männlichen Samenerguss befinden sich mehrere hundert Millionen Samenzellen. Nur ein paar hundert erreichen den richtigen Eileiter der Frau. Und von ca. zweihundert, die auf eine Eizelle treffen, wird es – im besten Fall – eine einzige sein, die sich mit dieser verschmelzt. Welch verrückte Dimensionen!
Aber wie schaffen es Spermien überhaupt, die Eizelle zu finden? Sie haben die Fähigkeit, das chemische Milieu im Gebärmutterhals und den Eileitern zu «lesen». Und die weiblichen Geschlechtsorgane sondern chemische Signale aus, die den Spermien den Weg zur Eizelle weisen. Wenn es dann eine Samenzelle geschafft hat, den Mantel einer Eizelle zu durchdringen, müssen sich noch die Hüllen um die beiden Zellkerne auflösen, damit die Chromosomen sich zu neuen Paaren formieren können und ein neuer Mensch entsteht.

Ich gehe davon aus, dass sich die Entstehung dieser Prozesse naturwissenschaftlich erklären lässt. Zufällige Mutationen, das Überleben der lebenstauglichsten Mutation, erneute Mutationen… Evolution eben.
Aber die glaubende Seite in mir sagt dann: Es kann doch nie und nimmer Zufall sein, dass so etwas Hochkomplexes funktioniert, in dem unzählige Details minutiös aufeinander abgestimmt sein müssen! Und wenn im Laufe der Evolution all die ungünstigen Varianten zur Entstehung des Lebens ausgestorben wären, wie sollte sich dann Leben überhaupt entwickelt haben? Die Wahrscheinlichkeit, dass es gar nie zu menschlichem Leben gekommen wäre, scheint mir ungleich höher. Es braucht doch eine Form von Intelligenz und Absicht, dass Leben auf solch wundersame Weise entstehen kann!
So sagt die glaubende Seite in mir: Es ist ein göttliches Wunder, dass es uns gibt.
Abb: Eizelle kurz nach der Befruchtung. Der väterliche und mütterliche Zellkern bewegen sich aufeinander zu, sind aber noch nicht verschmolzen.
Foto: Nina Sesina. Wikimedia Commons