Erwartungen

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Glück ist Wirklichkeit minus Erwartungen. Als ich diesen Satz kürzlich gelesen habe, fühlte ich mich auf eigenartige Weise ertappt. Denn ich muss zugeben: ich erwarte ganz schön viel. Von mir, von den Menschen um mich herum, vom Leben allgemein. Und manchmal bleibe ich unzufrieden zurück, weil Erwartungen nicht erfüllt werden. Darum frage ich mich schon, wie wahr dieser Satz ist. Sind es tatsächlich unsere Erwartungen, die uns davon abhalten, uns wirklich glücklich zu fühlen? So pauschal lässt sich das wohl nicht sagen. Denn Erwartungen spielen für unsere Orientierung im Leben eine wichtige Rolle. Und doch, in der Erwartung wohnt auch immer die Gefahr einer Enttäuschung inne. Und Enttäuschungen machen in der Regel nicht gerade glücklicher. Damit muss jeder Mensch klarkommen. Man kann natürlich auch versuchen, ganz anders an die Sache heranzugehen. So wie es uns der indische Jesuit Antony de Mello in der folgenden kleinen Geschichte nahebringt: «Was ist das Geheimnis deiner Zufriedenheit und Gelassenheit?», fragten die Schüler ihren Meister. Der antwortete: «Aus dem Herzen kommendes, uneingeschränktes Einverständnis mit dem Unvermeidlichen.»

Diese Haltung erinnert mich sehr daran, wie Jesus und auch seine Mutter Maria gelebt haben. Maria hatte sicher andere Erwartungen an den Geburtsort ihres Sohnes (ein zugiger Stall!). Jesus erwartete sicher ein anderes Ende seines irdischen Lebens (ein brutaler Kreuzestod!). Und doch haben sich beide dem Unvermeidlichen mit ganzem Herzen hingegeben und waren glücklich. Vielleicht kann es ja auch mir gelingen, mit den «Unvermeidlichkeiten» meines Lebens und den enttäuschten Erwartungen einverstanden zu sein, oder mich zumindest mit ihnen anzufreunden.