Fallende Blätter

Wir dürfen auf herrliche Herbsttage zurückblicken, die beinahe wie eine Verlängerung der Sommerzeit anmuteten. Mit warmen Sonnenstrahlen, lauem Wind und buntem Laub zeigte sich diese Jahreszeit heuer von ihrer schönsten Seite.

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Mir kommt an solchen prächtigen Herbsttagen oft ein Satz in den Sinn, den ich in Kindertagen einem Buchtitel entnommen habe: «Heiter fällt das Blatt vom Baum.» Zwar weiss ich längstens nicht mehr, worum es in diesem Buch geht, aber dieser eine Satz ist mir seither geblieben.

Fallende Blätter vermitteln ein heiteres, ein tanzendes, ein fröhliches Bild. Es erscheint, als genössen die bunten Blätter diesen kurzen Moment, in dem sie losgelöst in der Luft tanzen können, ausgiebig und in vollen Zügen.

Für mich ist das fallende Laub ein Sinnbild für das Leben, das auch aus vielen einzelnen, vergänglichen Momenten besteht. Aus Momenten, die mal schwer und belastend, dann wieder heiter und beschwingt sind.

Die heiteren Momente zu erkennen und ganz bewusst auszukosten, ist eine Fähigkeit, die manchen Menschen gegeben ist.

Eine, die diese Gabe hatte, war die Prophetin Mirjam, von der wir im Alten Testament lesen können. Sie tanzte und sang vor Freude, als den Israeliten die Flucht durchs Schilfmeer gelungen war (Ex 15, 20-21); wohlwissend, dass ihr und ihrem Volk noch viele schwierige Momente bevorstehen würden. Für diesen einen Moment aber – am anderen Ufer des Schilfmeeres – zählte nur eines: die überströmende Freude.

Das wünsche ich Ihnen ganz besonders für den heutigen Tag: dass Sie die heiteren Momente erkennen und aus vollem Herzen geniessen können.