Ferner Bote

Sollte es in den nächsten Tagen eine klare Nacht geben, dann geniessen Sie doch wieder einmal den Sternenhimmel! Beim Blick nach Norden könnten Sie dann zwischen dem grossen Wagen und der Cassiopeia einen Himmelskörper entdecken, der etwas verschwommen und grünlich erscheint. Mit scharfem Auge oder unter Zuhilfenahme eines Feldstechers würden Sie erkennen, dass es sich nicht um einen gewöhnlichen Stern handelt.

Foto von C/2022 E3 (ZTF) auf Wikimedia Commons

Es ist der Komet mit dem kryptischen Namen C/2022 E3 (ZTF), der erst vor knapp einem Jahr entdeckt wurde. Es handelt sich um einen sogenannten langperiodischen Kometen, der das letzte Mal vor rund 50’000 Jahren in ähnlicher Nähe an der Erde vorbeigekommen ist, also zu einer Epoche, während der in Europa noch Eiszeit herrschte und Neandertaler lebten. Heute kommt er der Erde am nächsten.

Dieser Himmelskörper kann nicht der Stern von Betlehem gewesen sein, und keine Weisen aus dem Morgenland sind ihm je gefolgt. Gleichwohl weist C/2022 E3 einen Weg. Er lässt mich über Gottes Schöpfung staunen, ruft mir deren unvorstellbare Grössenordnungen in Erinnerung und macht mich neugierig auf irdische Zeitalter weit vor jeder menschlichen Geschichtsschreibung. Ob der Komet wohl den Neandertalern aufgefallen ist? Möglich wäre es, offenbar waren sie weitaus entwickelter als früher angenommen.

Ebenso wie die Heiligen Schriften erzählen die Natur, das All und die Zeitalter Geschichten von Gott und der Welt. Sie bringen meine erstarrte Gottesvorstellungen in Bewegung, führen mir vor Augen, was ich alles nicht weiss, und lehren mich so Demut, Aufmerksamkeit und Dankbarkeit für alles, was ist.