Fordern und kämpfen

„Freedom is never voluntarily given by the oppressor; it must be demanded by the oppressed.“
(Martin Luther King, 1963)

Der afroamerikanische Bürgerrechtskämpfer Martin Luther King erkannte, dass gleiche Rechte für Schwarze Menschen in den USA nicht von selbst kommen würden. Die Weisse Bevölkerung würde ihre Vorrechte nicht einfach aufgeben. Ihm wurde klar, dass die Schwarzen ihre Rechte einfordern und auch für sie kämpfen mussten.

Es mag erstaunen, dass ausgerechnet ein Pfarrer solche Einsichten formulierte und den gewaltlosen Widerstand gegen die Diskriminierung organisierte. Denn ein verbreitetes Vorurteil lautet, dass man im christlichen Glauben aufs Jenseits vertröstet wird und Gott hilft, Leid und Unrecht im Diesseits tapfer zu ertragen. „Die Religion ist das Opium des Volks.“ So bringt Karl Marx diese Kritik auf den Punkt.

Die biblische Tradition jedoch steht für etwas anderes. Wenn sie besagt, dass der Mensch nach dem Ebenbild Gottes geschaffen ist und ebenso feststellt, dass es im Glauben weder Jude noch Grieche, weder Sklave noch Freien und nicht Mann und Frau gibt, dann wird hier jedem Menschen eine unantastbare Würde und Gleichberechtigung zugesprochen, die nicht erst im Jenseits gilt.
Das ist ein Motor, Missstände zu entlarven und Geschwisterlichkeit für alle Menschen einzufordern.

Dass 2008 mit Barack Obama zum ersten Mal ein Schwarzer Mensch Präsident der USA wurde, fanden viele überfällig. Trotzdem bedurfte es dieses Mannes, der nicht darauf wartete, bis ihn jemand zur Kandidatur bat, sondern der sich dafür entschied und dafür kämpfte.
Werden wir diesen November erleben, wie die erste weibliche und afro-indische Person Präsidentin der mächtigsten Nation der Welt wird? Wie ein weiterer Schritt auf dem Weg zur Gleichberechtigung getan wird? Wieder wird nichts geschenkt, wird alles errungen werden müssen.

Abb: Martin Luther King winkt einer Menschenmenge von den Stufen des Lincoln Memorials in Washington DC zu; 1963. Quelle: Store norske leksikon