Forschen und Vertrauen

Vor einigen Wochen besuchte ich eine Sternwarte, die auf dem Dach eines naheliegenden Schulhauses eingerichtet ist. Immer am Dienstagabend öffnet sie ihre Türen für Gäste. Dort konnte ich die Krater des Mondes mit nie zuvor erlebten Details und die Ringe des Saturns bestaunen. Stets von Neuem bin ich fasziniert vom Sternenhimmel und den unvorstellbaren Weiten des Alls.

Aufnahme des Planeten Saturn vom 7. Mai 2004 durch die Raumsonde Cassini-Huygens. Quelle: commons.wikimedia.org

Der Blick in den Himmel hat Menschen seit jeher zum Nachdenken angeregt: Ist das Weltall unendlich? Hat es eine Grenze? Wenn ja, was befindet sich dahinter? Hat es einen Anfang und ein Ende? Was wäre davor gewesen und was würde danach sein? Solche Fragen führten zu genauerem Beobachten und zu den Naturwissenschaften.

Bei manchen Gläubigen schürten die neu gewonnenen Antworten die Angst, Gott könnte bedeutungslos werden, und tatsächlich wurde versucht, Gottes Nicht-Existenz wissenschaftlich zu beweisen. Dazu sind die Naturwissenschaften nicht in der Lage, doch haben sie naive Vorstellungen von Gott korrigiert, und das ist ein Verdienst.

Der Glaube muss sich vor der wissenschaftlichen Sichtweise nicht fürchten. Es stellt sich heraus, dass jede wissenschaftliche Antwort nicht zu weniger, sondern zu mehr neuen Fragen führt. Das Universum und die Existenz von allem bleiben ein Geheimnis, dem wir uns nur annähern können. An einen liebevollen Gott zu glauben, der alles durchwirkt, ist eine persönliche Entscheidung und hat nichts Unvernünftiges. Beobachten und Verstehen Wollen lassen uns über die Wunder der Schöpfung staunen und stärken das Gefühl der Verbundenheit und Zugehörigkeit. Auf diese Weise können wir forschen und zugleich vertrauensvoll Ja sagen zum eigenen Dasein und allem, was ist.