Freut euch!
Ein in streng katholischer Tradition aufgewachsener Freund ist zum Buddhismus übergetreten. Zwischenzeitlich hat er mehrere Bücher zum Buddhismus veröffentlicht. Als ich ihn nach dem Motiv seiner Konversion fragte, meinte er: Einer der Gründe sei der schmerzverzerrte Jesus am Kreuz, wie er auf jedem Kruzifix und den meisten Kreuzesdarstellungen zu sehen sei. Der Leidensmann konterkariere doch seine eigene frohe Botschaft. Wie sollte ein derart unerlöst Wirkender Erlösung wirken können. Was für ein Kontrast dazu der auch im Sterben sanft lächelnde Buddha. Außerdem spiegle sich die Leidensgestalt Christi in den Leidensmienen zu vieler seiner Anhänger. Ob ich mir Jesus überhaupt je humorvoll, fröhlich, gar lachend vorstellen könne?
Mit sarkastischem Unterton hatte schon Friedrich Nietzsche über die Christen geurteilt: «Erlöster müssten mir die Erlösten aussehen.» In der Tat sind Humor und Leichtigkeit nicht gerade sprichwörtliche Eigenschaften der Christen. Das muss auch die Hl. Teresa von Avila (16.Jh.) so gesehen haben, als sie humorvoll festhielt: «Ein Heiliger, der traurig ist, ist ein trauriger Heiliger.»
Paradoxerweise ist Freude ein Lieblingswort des Neuen Testaments. Immer wieder ergeht darin der Ruf, sich an der Fülle des Lebens, an Gott, an Jesus und seiner Heilsbotschaft zu erfreuen. So etwa endet der Brief des Paulus an die Thessalonicher mit dem Aufruf «Freut euch allezeit!», und an die Gemeinde in Philippi schreibt er: «Freut euch, was immer euch geschieht. Freut euch darüber, dass ihr mit Christus verbunden seid. Noch einmal rufe ich euch zu: Freut euch!»
Wer in seinem Herzen etwas von der Freude der Frohbotschaft Jesu Christi verspürt, dem kann und wird das Lachen jedenfalls nie ganz vergehen.