Frühjahrsputz
Es entspricht einer verbreiteten Tradition, im März oder April den gesamten Haushalt einer Grundreinigung zu unterziehen. Böden werden geschrubbt und Fenster geputzt, der Staub auch aus den schwer zugänglichen Winkeln herausgesaugt, Schränke, Truhen und Regale ausgewischt, Teppiche geklopft und Gardinen gewaschen. Vielleicht liegt es daran, dass im Frühling die Lebensgeister erwachen und für solche Aktionen wieder Energie vorhanden ist. Gewiss spielt auch das stärkere Sonnenlicht eine Rolle. Deutlich führt es uns Flecken und Staubflusen vor Augen, die uns in der dunkleren Jahreszeit nicht so sehr aufgefallen sind. Ein sauberer und ordentlicher Wohnraum schenkt auf jeden Fall ein befriedigendes und wohltuendes Gefühl!
Der Frühjahrsputz hat im jüdischen Glauben einen religiösen Hintergrund und ist mit dem Pessach-Fest verbunden. Nach dem Vollmond, der auf die Frühlings-Tagundnachtgleiche folgt, wird dieses Fest begangen. Es erinnert an die Befreiung aus der Sklaverei und den Auszug des Volkes aus Ägypten. Weil dabei ungesäuertes Brot zubereitet wurde, wird vor dem Fest jeder Krümel «Gesäuertes» mit einer Gesamtreinigung aus dem Haushalt verbannt.
Frühjahrsputz und christliche Fastenzeit fallen in denselben Zeitraum und haben einiges gemeinsam. Verzichtet man eine Weile auf Nahrung, stellt sich der Körper um und beginnt, eingelagerte Substanzen und nicht mehr funktionstüchtige Zellen abzubauen. Das Fasten wirkt sozusagen wie eine innere körperliche Grundreinigung. Auf die gleiche Weise können wir in dieser Zeit mit geistigem Ballast verfahren, seien es alte Geschichten, an denen unser Kopf noch festhält, Vorurteile, tiefsitzender Groll oder nicht Verziehenes. Wir sind eingeladen, das alles loszulassen und mit freiem und gereinigtem Herz in einen neuen Abschnitt unseres Lebens zu starten.