Fürchte dich nicht
Auf Halloween freut sich meine Tochter stets schon lange im Voraus. Anders als die meisten Feste im Jahr stellt dieses Brauchtum Schauerliches und Gruseliges ins Zentrum. Das Erschreckende übt eine eigenartige Faszination aus, man sieht es daran, wie grosser Beliebtheit sich Gruselfilme erfreuen.
Manche halten Halloween für eine amerikanische Modeerscheinung, welche über den Atlantik nach Europa geschwappt ist. Andere glauben an vorchristliche keltische Wurzeln dieses Brauchtums. Der Name deutet auf nichts dergleichen, vielmehr auf ein christliches Fest: Er ist eine zusammengezogene Form von «All Hallows’ Eve», der Vorabend von Allerheiligen. Die Bräuche waren ursprünglich im katholischen Irland beheimatet und gelangten durch Auswanderer in die Vereinigten Staaten.
Besonders Kinder lieben dieses Fest. Unheimlich verkleidet ziehen sie durch den dunklen Abend, sammeln Süssigkeiten, spielen Streiche. Es kommt mir vor, als versuchten sie durch das Spiel mit dem Schauerlichen, sich dagegen zu immunisieren und sich zu versichern, dass die Welt bei allem Schrecken nicht nur Ungewissheit und Schlimmes zu bieten hat.
So können wir diesen lockeren und heiteren Umgang mit dem Gruseligen als Einüben von Vertrauen verstehen, gegen das aus christlicher Sicht nichts spricht. Wir glauben, dass Gott selbst sich in die Schrecken der Welt hineinbegeben und sie damit überwunden hat. Die heilige Teresa von Ávila ermuntert uns, immer wieder aus diesem Vertrauen heraus zu leben: «Nichts soll dich ängstigen, nichts dich erschrecken, alles vergeht, Gott bleibt derselbe. Geduld erlangt alles; wer Gott hat, dem fehlt nichts. Gott allein genügt.»