Füsse

Unsere Füsse sind kleine Wunderwerkte der Natur. Pro Fuss wirken 26 Knochen, 27 Gelenke, 20 Muskeln und über 100 Bänder zusammen. Füsse sind einerseits filigran und gleichzeitig total robust. Sie tragen uns wohin wir wollen und legen in einem Menschenleben dabei eine Strecke von etwa 130`000 km zurück, was einer dreifachen Umrundung des Globus entspricht. Füsse spiegeln unsere Lebensgeschichte wieder: während Babyfüsse noch weich und unversehrt sind, haben ältere Füsse oft Hornhaut, Hühneraugen, Schrunden und Verformungen. Man kann ihnen ansehen, was sie erlebt und getragen haben.

Am heutigen Gründonnerstag rücken für einmal unsere Füsse in den Mittelpunkt, die ja sonst oft wenig Beachtung finden. Das liegt an einer Zeichenhandlung, die auf Jesus zurückgeht. Der Evangelist Johannes berichtet ausführlich, wie Jesus seinen Jüngern beim letzten Abendmahl die Füsse wusch. Die Szenerie löste Empörung aus, denn Jesus übernahm damit eine Aufgabe, die eigentlich einem Knecht zufiel. Für den Jünger Petrus ein absolutes No-Go. Er begehrte auf: «Niemals sollst du mir die Füsse waschen!» (Joh 13,8) Doch auch Petrus musste es geschehen lassen.

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Die Fusswaschung ist eine vieldeutige Handlung, darum möchte ich nur einen einzelnen Aspekt herausgreifen. Wenn Jesus die Füsse seiner Jünger anfässt und sie wäscht, dann ist es gleichsam so, als nähme er nicht nur staubige Füsse, sondern symbolisch den ganzen Menschen mit allem was ihn ausmacht liebevoll in seine Hände. Das wünscht er sich auch von uns, dass wir einander annehmen, ganz gleich, ob wir noch auf weichen Sohlen oder schon mit geschundenen Füssen unterwegs sind. Das ist wahrscheinlich nicht immer ganz einfach, doch Jesus legt es uns mit Nachdruck ans Herz: «Ich habe euch ein Beispiel gegeben, damit auch ihr so handelt, wie ich an euch gehandelt habe.» (Joh 13,15)