Gemälde für die Quallen

Heute jährt sich zum 40. Mal der Todestag von Marc Chagall, einem der bekanntesten Künstler des 20. Jahrhunderts. Spuren seines Schaffens hinterliess er auch hier in Zürich, genauer in sechs wundervollen Glasfenstern im Fraumünster. Chagalls Sohn, David McNeil, hielt Kindheitserinnerungen mit dem berühmten Vater in einem Buch fest. Die Beziehung zwischen den beiden war nicht immer einfach und am Ende von Entfremdung geprägt. Doch manche schöne Erinnerung bewahrt McNeil im Herzen. Er berichtet von einem Tag am Strand: «Er holte dort seine Schachtel mit den Pastellkreiden hervor, jene, die in ihrer Hülle in der Mitte immer brechen. Wir zauberten Fische, Vögel, Hähne, Esel, junge Frauen und Sirenen auf die Steine. Danach warfen wir die bemalten Steine wieder ins Wasser. Sie wurden zu Gemälden für die Quallen.» (Quelle: Berliner Zeitung)
Mir ist dazu der Text eines Kinderlieds von Rolf Zuckowski in den Sinn gekommen: Heute möcht ich mal zum andern Ufer schwimmen, nur so, einfach nur so. Und mit dir den allerhöchsten Berg erklimmen, nur so, einfach nur so. Nicht weil es Geld bringt, nicht weil es nützt, nicht damit andre es bewundern. Nein, nur so.
Ich finde, wir sollten mehr Dinge «einfach nur so» machen und uns von Zeit zu Zeit unseren vielen Aufgaben, den vollen Agenden, den Ansprüchen und dem Streben nach Besitz entziehen. Denn sind es nicht immer wieder auch die zweckfreien und unbeschwerten Momente, in denen wir intensiv leben und Erinnerungen fürs Leben bilden? So darf ich Ihnen für den heutigen Tag und das Wochenende «Quallen-Gemälde-Momente» wünschen, in denen Sie Dinge tun, die Ihnen Freude bereiten. Einfach nur so.