Genauso wie ich!

«Erkenne dich selbst!» Die antike griechische Weisheit bleibt ein Leben lang auf unserer To-Do-Liste. Denke ich über mich nach, dann bemerke ich ganz unterschiedliche Eigenschaften an mir. Manche gefallen mir recht gut, wie mein vielseitiges Interesse und meine musische Seite, mit anderen habe ich Mühe, etwa mit meiner Ungeduld und Langsamkeit.

Bild von Ursula auf Pixabay
Bild von Ursula auf Pixabay

Es gibt daneben Eigenschaften, welche ich ganz und gar nicht wahrhaben will, die ich in den tiefsten Keller des Unterbewusstseins verdränge, meine Schatten. Manchmal begegne ich ihnen als blinde Flecken, wenn mich andere auf sie aufmerksam machen. Ein untrüglicher Weg, sie zu entdecken, ist der: Wenn mich die Gewohnheit oder Verhaltensweise einer anderen Person zur Weissglut treibt, dann kann ich gewiss sein, dass sich hier ein eigener ungeliebter Anteil zeigt.

«Warum siehst du den Splitter im Auge deines Bruders, aber den Balken in deinem Auge bemerkst du nicht? … Zieh zuerst den Balken aus deinem Auge, dann kannst du zusehen, den Splitter aus dem Auge deines Bruders herauszuziehen!» Mit diesem drastischen Bild macht das Evangelium auf unsere Schatten aufmerksam. Aber wie entferne ich das riesige störende Ding?

Regt mich ein anderer Mensch tödlich auf, dann hilft es mir innerlich zu sagen: «Er ist genauso wie ich selbst!» Mit der Zeit projiziere ich meine schwierigen Anteile weniger nach aussen und die Reise zum Keller meiner Seele kann beginnen. Anfangs wird es mir dort nicht gefallen. Nun ist viel von der Liebe und dem Wohlwollen nötig, welches wir dem Nächsten und genauso uns selbst zukommen lassen sollen. Solche Zuwendung wirkt Wunder, entspannt mein System und der Schatz, der im Schatten verborgen lag, kann sich endlich zeigen. Es ist eine göttliche Verwandlung und sie heilt unsere Seelen, unsere Beziehungen, Gemeinschaften und unsere Verbindung zur Schöpfung.