Geschichten

Immer wieder frage ich mich, wie es Jesus geschafft hatte, Menschen von seiner Botschaft zu überzeugen. Und zwar so, dass wir heute noch davon erzählen. Dass heute noch Menschen von der Wichtigkeit und Richtigkeit seiner Botschaft überzeugt sind.

Social Media gab es nicht. Solche Follower und Likes kannte er nicht. Selber aufgeschrieben hat Jesus auch nichts. Als Influencer seiner Zeit hat er ganz andere Mittel genutzt: Sein wahrhaftiges Leben. Sein Mitmensch-Sein. Seine «Esskultur» und sein Unterwegssein. Seine Geschichten und Predigten.

Von Trudi Gerster wird gesagt, dass ihr Lieblingsmärchen immer das war, das sie gerade erzählte.

Jesus erzählte keine Märchen. Er verpackte Begebenheiten aus dem Alltag von Frauen und Männern in Gleichnisse. Er redete nicht an den Menschen vorbei. Er kannte die Lebenswelt, die Realität vieler Menschen. Auch Hausarbeit und Armut waren ihm nicht fremd. Und er musste die Geschichten und Gleichnisse so echt erzählt haben, wie Trudi Gerster die Märchen.

Ich wünsche mir so sehr, dass es uns heute gelingt, die biblischen Geschichten so zu erzählen, wie Jesus, wie Trudi Gerster. Mitreissend, so dass alle, Gross und Klein, in den Bann gezogen werden, lauschen, staunen und zu verstehen versuchen.

Ich wünsche mir so sehr, dass es uns gelingt, die biblischen Geschichten in die Lebenswelten der heutigen Menschen zu übersetzen, dass die Menschen zuhören, staunen und verstehen.

Ich wünsche mir so sehr, dass wir Theologinnen und Theologen so aufrichtig Zeugnis ablegen von unserem Glauben, dass die Menschen es spüren, wie die Liebe uns beflügelt und Berge versetzen kann.