Getrost scheitern

Quelle: pixabay

Können Sie sich daran erinnern, wann Sie das letzte Mal gescheitert sind? Ich mich leider ziemlich detailliert. Ich weiss nicht, wie es Ihnen geht, aber über das eigene Scheitern nachzudenken oder gar zu reden, gehört nicht unbedingt zu meinen Lieblingsbeschäftigungen. Denn wenn ich etwas vermassle, dann möchte ich das möglichst schnell vergessen. Nicht dass es am Ende noch an meinem Selbstwert nagt!

Trotz meiner ausgeprägten Fährigkeit, Gedanken rund um Misserfolge gründlich zu verdrängen, bedaure ich, dass in unserem Kulturkreis nicht offener über das Scheitern gesprochen wird und wünschte mir, dass wir gesellschaftlich gesehen einen neuen Umgang damit etablieren würden. Es müsste möglich sein, zu dem zu stehen, was einem misslungen ist, ohne Gefahr zu laufen, dafür bewertet oder verurteilt zu werden.

In der Bibel finden wir dafür beste Vorbilder. Ich denke an eine ganz konkrete Aussage des grossen alttestamentlichen Propheten Jesaja, dessen Lebensweg nicht nur gesäumt war von prophetischen Erfolgserlebnissen. Er sagte: «Vergeblich habe ich mich bemüht, habe meine Kraft für Nichtiges und Windhauch vertan.» (Jes 49, 4)

Sich vergeblich zu mühen oder die eigenen Kräfte in das Falsche zu investieren, ist ganz offensichtlich eine menschliche Grunderfahrung. Und als eine solche dürfen wir die Momente des Scheiterns in unserem Leben getrost annehmen (und offener darüber sprechen).