Gewohnheit
Nicht erst seitdem der Krieg näher herangekommen ist, mehren sich die Stimmen, welche die Gegenwart und Zukunft in düsteren Farben malen. Die Hoffnung, dass die Menschheit endlich dazulernt und von den gewaltförmigen Lösungsmustern ablässt, rückt in die Ferne, und Menschen guten Willens drohen angesichts der Menge negativer Nachrichten in Gleichgültigkeit oder gar Verzweiflung zu fallen. Folgende kleine Geschichte gab mir einen Gedankenanstoss:
Ein Angehöriger der indigenen Bevölkerung Amerikas ging in die Stadt, um einen Freund zu besuchen. Miteinander spazierten sie durch die belebten Strassen, während neben ihnen der Verkehr vorbeibrauste. Plötzlich blieb der Besucher stehen und sagte: «Ich höre eine Grille zirpen.» Der Freund entgegnete: «Bei all dem Strassenlärm und dem Menschengetümmel willst du eine Grille hören? Das ist völlig unmöglich!» Jener ging schweigend zur nahegelegenen Hauswand, an der sich etwas Efeu entlangrankte, schob sachte ein paar Blätter zur Seite, und tatsächlich sass dort das kleine Insekt. Auf die Frage des verdatterten Freundes, wie er das gemacht habe, antwortete er: «Jeder nimmt das wahr, was er gewohnt ist wahrzunehmen. Ihr habt den Kopf mit anderen Dingen voll, so dass ihr das Unerwartete überseht.»
Die lauten Schreckensnachrichten können die kleinen feinen Hoffnungsgeschichten ersticken, so dass die Perspektiven uns immer dunkler und deprimierender erscheinen. Zum Glück gibt es Menschen, die Gegensteuer geben. Täglich werden zum Beispiel auf der Website goodnews.eu ermutigende Nachrichten zusammengestellt und veröffentlicht, und der diesjährige Fastenkalender beschreibt wieder viele hoffnungsvolle Projekte. Bewusst und mit Gottvertrauen bestärkende Informationen zu beachten, können wir als eine neue Gewohnheit einüben und so mit der Veränderung beginnen, die wir uns für die Welt und die Menschen wünschen.