Gewürze
Gewürze geben unserer Nahrung Pfiff. Pfeffer, Muskat, Zimt, Nelken und manche mehr finden heute selbstverständlich Verwendung beim Kochen und Backen, und wir kaufen sie für wenige Franken im Supermarkt. In früheren Zeiten waren die orientalischen Gewürze rar und kostbar. Sie geniessen zu dürfen war damals Privileg und Statussymbol. Für sie zahlte man hohe Summen, nahm beschwerliche Reisen auf sich, und der Handel mit ihnen versprach reichen Profit.
Die Bedeutung der Gewürze wurde mir auf meiner Indienreise deutlich, als wir nach Thekkady im Bergland von Kerala kamen. Unter anderem besuchten wir dort einen Gewürzgarten und sahen, wie der Pfeffer wächst, nämlich als Kletterpflanze, die sich an anderen Bäumen emporrankt, wir betrachteten die hohen Stauden des Kardamoms, dessen Blüten und Früchte sich bodennah entwickeln. Fasziniert hat mich die Muskatnuss, die in einer birnenförmigen Frucht heranwächst und umhüllt ist von einem leuchtendroten Geflecht, der sogenannten Muskatblüte.
Indische Herrscher und Händler des mittleren Ostens haben bereits zu Zeiten der Antike und des Mittelalters den Handel mit den Gewürzen vorangetrieben, welcher zu einem verbindenden Element zwischen Ost und West wurde. Die europäische Seefahrt wurde auch durch das Bestreben gross, an diesem Geschäft selbst zu verdienen, leider nicht immer mit friedlichen Mitteln.
Die Gewürze des Ostens sind heute fester Bestandteil in unserem Essen. Mich haben sie zum Nachdenken gebracht: Was bringt Würze in mein Leben? Oft sind es fremde und ungewohnte Dinge, die sich unbequem anfühlen mögen, doch zugleich den Horizont erweitern und mit einer neuen Geschmackrichtung überraschen. Und ich selbst: Wie kann ich «Gewürz» sein in einer Gruppe oder Gemeinschaft? Was ist meine ganz eigene und unvergleichliche Geschmacksnote? Wenn ich sie nicht hineingebe, dann wird etwas fehlen. Lasst uns das immer wieder wagen.